Deutsche Tageszeitung - Amazon will Kosten von französischer Digitalsteuer auf Drittanbieter umlegen

Amazon will Kosten von französischer Digitalsteuer auf Drittanbieter umlegen


Amazon will Kosten von französischer Digitalsteuer auf Drittanbieter umlegen
Amazon will Kosten von französischer Digitalsteuer auf Drittanbieter umlegen / Foto: ©

Im Streit um die neue französische Digitalsteuer hat der Online-Handelsriese Amazon angekündigt, die Kosten auf die Drittanbieter der Plattform Marketplace umzulegen. Angesichts der "massiven Investitionen" in neue Dienstleistungen für Amazon-Kunden und Drittanbieter könne Amazon eine "zusätzliche Besteuerung" nicht stemmen, erklärte der Konzern gegenüber der Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag.

Textgröße ändern:

Die Umlegung der Kosten "könnte kleineren französischen Unternehmen einen Wettbewerbsnachteil gegenüber ausländischen Firmen verschaffen", erklärte Amazon weiter. Vor dieser Konsequenz der Digitalsteuer habe das Unternehmen die Behörden "gewarnt".

Frankreichs Wirtschaftsministerium hob hervor, dass das neue Gesetz eine solche Umlegung nicht vorsehe. "Amazon hat sich dafür entschieden, die Kosten für diese Steuer auf kleine und mittelgroße Unternehmen zu übertragen, die seine Dienstleistungen nutzen. Es gibt nichts, das sie dazu verpflichtet", erklärte das Ministerium.

Rakuten France, ein Drittanbieter im französischen Amazon-Marketplace, erklärte, es gebe keine Pläne, die Steuer im laufenden Jahr auf die eigenen Kunden umzulegen. Mit Blick auf das kommende Jahr wolle das Unternehmen den Einfluss der von Amazon verkündeten Maßnahmen abwarten, sagte Geschäftsführer Fabien Versavau.

Trotz massiver Proteste aus den USA hatte Frankreich Anfang Juli die sogenannte "Gafa-Steuer" eingeführt. Sie gilt rückwirkend ab 1. Januar. Der Name steht für Google, Amazon, Facebook und Apple - US-Internetkonzerne, die in Europa kaum Steuern zahlen, da sie dort oft nicht mit Filialen physisch präsent sind.

Die US-Regierung betrachtet die Steuer als "Diskriminierung" von US-Firmen. Im Kurzbotschaftendienst Twitter hatte US-Präsident Donald Trump seinem französischen Amtskollegen Emmanuel Macron angesichts der Steuereinführung eine "Dummheit" vorgeworfen und mit Strafzöllen auf französischen Wein gedroht.

Frankreichs Regierung betonte daraufhin, die "nationale Entscheidung" für die Digitalsteuer umzusetzen, bis eine internationale Lösung gefunden sei. Die Regierung in Paris will bis Ende 2020 eine Digitalsteuer auf Ebene der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) erreichen und die nationale Regelung dann abschaffen.

(P.Vasilyevsky--DTZ)

Empfohlen

Scholz reist zu G20-Gipfel nach Brasilien

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) fliegt am Sonntag nach Brasilien, wo er am G20-Gipfel wichtiger Industrie- und Schwellenländer teilnehmen wird. Vor seinem Abflug gibt Scholz am Flughafen in Schönefeld ein Pressstatement ab (12.30 Uhr). Die Staats- und Regierungschefs der G20-Gruppe befassen sich am Montag und Dienstag in mehreren Arbeitssitzungen unter anderem mit Fragen der Bekämpfung von Hunger und Armut und der globalen Energiewende.

Trump nominiert Fracking-Unternehmer Chris Wright als Energieminister

Der designierte US-Präsident Donald Trump hat den Fracking-Unternehmer und Klimawandel-Skeptiker Chris Wright für den Posten des Energieministers nominiert. Der Chef des Unternehmens Liberty Energy solle Bürokratie abbauen, um Investitionen in fossile Brennstoffe anzukurbeln, erklärte Trump am Samstag. "Als Energieminister wird Chris eine wichtige Führungsrolle übernehmen, Innovationen vorantreiben, Bürokratie abbauen und ein neues 'Goldenes Zeitalter des amerikanischen Wohlstands und des Weltfriedens' einläuten."

Deutschlandticket: Wissing will dauerhafte Lösung und sieht Länder in der Pflicht

Bundesverkehrsminister Volker Wissing hat dazu aufgerufen, den Streit um die Finanzierung des Deutschlandtickets rasch zu beenden und eine langfristige Lösung zu finden. "Es muss jetzt ganz schnell eine Lösung her, damit es das Ticket auf Dauer gibt", sagte Wissing der "Augsburger Allgemeinen" (Samstagsausgabe). Er hob dabei die primäre Verantwortung der Länder für den Nahverkehr hervor. Dies sorgte bei der Union für Verärgerung.

Nach Rassismusvorwürfen: Niederländische Regierung wendet Bruch der Koalition ab

Nach Rassismusvorwürfen im Kabinett hat die rechtsgerichtete Regierung des niederländischen Regierungschefs Dick Schoof einen Bruch der Koalition abgewendet. Die Staatssekretärin im Finanzministerium, Nora Achahbar, sei zurückgetreten, teilte Schoof am Freitagabend nach einer fünfstündigen Krisensitzung mit. Die anderen Mitglieder ihrer Partei NSC gehörten dem Kabinett aber weiterhin an. Die Regierung habe beschlossen, "gemeinsam weiterzumachen", sagte Schoof.

Textgröße ändern: