Rekordzuwachs der Tariflöhne: 3,2 Prozent im ersten Halbjahr
Die Tariflöhne in Deutschland sind im ersten Halbjahr um durchschnittlich 3,2 Prozent gestiegen - ein neuer Rekordwert. Das Plus war ein leichter Zuwachs im Vergleich zu den ersten sechs Monaten 2018, als die Löhne um drei Prozent zugenommen hatten, wie das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung am Donnerstag mitteilte. Abzüglich der Inflation in diesem Zeitraum ergibt sich ein Reallohnzuwachs von 1,6 Prozent.
Das WSI erhebt die Entwicklung der Tariflöhne in vergleichbarer Weise seit dem Jahr 2000 - der Anstieg um 3,2 Prozent ist der höchste in diesem Zeitraum gemessene Wert. Real gab es jedoch schon bessere Jahre: So lag etwa im Jahr 2009 der nominale Zuwachs bei 2,6 Prozent, tatsächlich hatten die Beschäftigten nach Abzug der Inflation damals 2,3 Prozent mehr Geld in der Tasche.
Die jüngsten Tarifabschlüsse bestätigten den Trend des Vorjahres zu "deutlich höheren Lohnzuwächsen", erklärte das WSI zu den aktuellen Ergebnissen. Die Löhne seien wichtig für die Stärkung der Binnennachfrage, um so einer sich abkühlenden Konjunktur entgegenzuwirken.
Besonders hoch waren die Zuwächse dem Institut zufolge in der Metallindustrie mit 4,1 Prozent, gefolgt von der Eisen- und Stahlindustrie mit 3,9 Prozent und dem öffentlichen Dienst der Länder mit 3,6 Prozent. Zuwächse zwischen 2,5 und 2,1 Prozent gab es bei der Bahn, der Telekom, beim Gebäudereinigerhandwerk und bei der Post.
Von den Gewerkschaften des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) wurden laut WSI in den ersten sechs Monaten des Jahres für insgesamt rund 3,3 Millionen Beschäftigte neue Tarifabschlüsse vereinbart. Die durchschnittliche Laufdauer beträgt gut zwei Jahre.
Linken-Chef Bernd Riexinger erklärte, dass die Tariflöhne nach "langen Jahren der Zurückhaltung" gestiegen seien, sei eine "sehr gute Nachricht". Da gebe es allerdings "durchaus noch Luft nach oben", fuhr er fort. Außerdem müsse bedacht werden, dass von den steigenden Tariflöhnen nicht alle profitierten. "Nur noch knapp die Hälfte der Beschäftigten fällt unter den Geltungsbereich von Tarifverträgen", mahnte Riexinger.
(N.Loginovsky--DTZ)