Studie: Frauenanteil in Vorständen börsennotierter Unternehmen leicht gestiegen
Die Zahl der Frauen in den Vorständen der börsennotierten deutschen Unternehmen ist zwar erneut gestiegen - noch immer werden allerdings zwei von drei Firmen ausschließlich von Männern gelenkt. Einer Analyse der Unternehmensberatung EY zufolge sind derzeit 8,7 Prozent aller Vorstandsmitglieder der 160 Dax-, MDax- und SDax-Unternehmen weiblich. Die Zahl der Frauen in Vorständen stieg von 58 zum Jahresbeginn auf nun 61, wie EY am Donnerstag mitteilte.
Trotzdem "geben Männer weiterhin den Ton an", lautet das Fazit der Auswertung, die EY zweimal jährlich vornimmt. In zwei von drei Unternehmen entscheidet demnach nicht eine einzige Frau auf Vorstandsebene mit. Wenn die Zahl der Frauen in den Vorstandsgremien weiterhin so langsam steige wie im ersten Halbjahr, werde es bis zum Jahr 2048 dauern, bis ein Drittel der Vorstandsposten mit Frauen besetzt sei.
Ein gutes Zeugnis bescheinigten die Analysten den Dax-Konzernen. Dort hätten 23 der 30 gelisteten Firmen eine Frau im Vorstand, fünf kommen auf mindestens zwei weibliche Vorstände. An der Gesamtzahl der Frauen änderte sich im Vergleich zum Jahresbeginn allerdings nichts. Nachholbedarf hätten die Firmen im MDax und besonders im SDax, erklärten die Analysten.
EY machte zwei entscheidende Gründe für den nur langsamen Anstieg verantwortlich. Zum einen gebe es anders als für Aufsichtsräte keine gesetzliche Quote, damit sei der Druck nicht so groß. Zum anderen sei in der Vergangenheit zu wenig für die Förderung weiblicher Management-Talente getan worden, deshalb fehle es an Erfahrung und Qualifikationen, um einen international tätigen Konzern zu führen.
Besonders hoch ist der Analyse zufolge der Anteil weiblicher Vorstandsmitglieder mit 16 Prozent in Telekommunikationsunternehmen. Pharma- und Biotechfirmen schneiden schlecht ab - dort ist derzeit nur jedes 20. Vorstandsmitglied eine Frau.
Die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Elke Hannack, nannte den Anstieg "erfreulich". Das sei aber "immer noch nicht genug". Wieder einmal zeige sich, dass es die Wirtschaft allein nicht hinbekomme. "Wir brauchen mehr Druck, wir brauchen eine Quote nicht nur für Aufsichtsräte, sondern auch für die Vorstandsetagen", forderte Hannack.
(L.Møller--DTZ)