Früherer Audi-Chef Stadler muss sich wegen Betrugs vor Gericht verantworten
Im Skandal um manipulierte Dieselabgaswerte muss sich der frühere Audi-Chef Rupert Stadler wegen Betrugs vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft München II erhob Anklage gegen Stadler sowie drei weitere Beschuldigte, wie sie am Mittwoch mitteilte. Ihnen werden außer Betrug auch mittelbare Falschbeurkundung und strafbare Werbung vorgeworfen. Den Beschuldigten droht damit eine mehrjährige Haftstrafe. Audi versicherte, "vollumfänglich" mit den Behörden zu kooperieren.
Stadler soll unter anderem dafür verantwortlich sein, dass Audi noch lange nach Bekanntwerden der Abgasaffäre Dieselfahrzeuge mit manipulierten Abgaswerten verkauft hat. Ihm werde vorgeworfen, "spätestens ab Ende September 2015 von den Manipulationen Kenntnis gehabt" zu haben, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Trotzdem habe er weiterhin den Absatz von betroffenen Fahrzeugen der Marken Audi und VW veranlasst beziehungsweise diesen "nicht verhindert".
Konkret geht es um 250.712 Fahrzeuge der Marke Audi, 71.577 VW-Wagen und 112.131 Porsche-Fahrzeuge. Verkauft wurden sie insbesondere in Europa und auf dem US-Markt. Anklage erhob die Staatsanwaltschaft bereits am Dienstag, anhängig ist das Verfahren beim Landgericht München II.
Drei Beschuldigten wird demnach vorgeworfen, Motoren mit der unzulässigen Software für Fahrzeuge der drei Marken entwickelt zu haben. Diese bewirkt, dass die Abgasminderung auf dem Rollenprüfstand besser funktioniert als im Realbetrieb. Volkswagen hatte im September 2015 unter dem Druck der US-Behörden zugegeben, weltweit in rund elf Millionen Dieselautos unterschiedlicher Marken diese illegale Software zur Manipulation der Abgaswerte eingebaut zu haben.
Stadler war im Juni vergangenen Jahres in Untersuchungshaft genommen worden. Im Oktober kam er unter Auflagen frei.
Audi versicherte, das Unternehmen kooperiere "weiterhin vollumfänglich mit den ermittelnden Behörden, um die Umstände aufzuklären, die zur Dieselkrise geführt haben". Die juristische Aufklärung sei "eine Voraussetzung für den erfolgreichen Neustart". Nach Angaben von Audi handelt es sich bei den Beschuldigten um einen aktiven Mitarbeiter und drei ehemalige Beschäftigte, darunter Stadler.
Der Autobauer verwies zudem darauf, dass für alle die Unschuldsvermutung gelte und die Anklage getrennt von dem Verfahren zu sehen sei, das im Oktober vergangenen Jahres mit einem Bußgeldbescheid von 800 Millionen Euro abgeschlossen worden war. Es liege nun im "Interesse der Mitarbeiter, der Anteilseigner und des ganzen Unternehmens", die Dieselkrise "juristisch restlos aufzuklären", bekräftigte Audi. Darüber hinaus wollte sich der Autobauer nicht zu der Anklage äußern.
(L.Møller--DTZ)