Deutsche Tageszeitung - US-Regierung nimmt Marktmacht von Internetkonzernen ins Visier

US-Regierung nimmt Marktmacht von Internetkonzernen ins Visier


US-Regierung nimmt Marktmacht von Internetkonzernen ins Visier
US-Regierung nimmt Marktmacht von Internetkonzernen ins Visier / Foto: ©

Neuer Ärger für die Tech-Giganten: Die US-Regierung startet eine Untersuchung zur Marktmacht führender Internetkonzerne. Die Prüfung richte sich gegen Suchmaschinenanbieter, soziale Netzwerke und Onlinehändler, erklärte das Justizministerium am Dienstag. Namen wurden nicht genannt - es dürfte aber um die Branchenriesen Facebook, Google und Amazon gehen. Geprüft werden soll, inwiefern die Firmen Wettbewerb und Innovationen behindern und letztlich Verbrauchern schaden.

Textgröße ändern:

Für die Untersuchung ist den Angaben zufolge die Kartellrechtsabteilung des US-Justizministeriums zuständig. Es werde geprüft, "ob und wie führende Online-Plattformen Marktmacht erlangt haben und Praktiken einsetzen, die den Wettbewerb einschränken, Innovationen behindern oder auf andere Art den Verbrauchern schaden".

Der Leiter der Kartellrechtsabteilung, Makan Delrahim, erklärte, ohne ausreichenden marktbasierten Wettbewerb könnten Digitalplattformen in einer Weise handeln, die den Anforderungen der Kunden nicht gerecht werde. Insbesondere Facebook, Google und Amazon sind in ihren jeweiligen Marktsegmenten unangefochtene Marktführer.

Auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP zu der Untersuchung des Justizministeriums verwies Google auf kürzlich getätigte Aussagen des Managers Adam Cohen in einer parlamentarischen Anhörung. "Wir sind stolz darauf, dass wir trotz harter Konkurrenz weiter Innovationen anstoßen", sagte er demnach. "Wir haben immer wieder gezeigt, dass unser Unternehmen darauf ausgerichtet ist, unseren Kunden Vorteile zu bringen."

Von Amazon und Facebook gab es zunächst keine Stellungnahme zu der Ankündigung des Ministeriums. Möglicherweise befasst sich die Untersuchung auch mit Apple - der Konzern ist zwar nicht der dominierende Smartphone-Hersteller, hat aber über seinen App Store ebenfalls große Marktmacht.

Das US-Justizministerium kündigte an, im Rahmen der Untersuchung auch "Informationen von der Öffentlichkeit" einzuholen - unter anderem von Industrievertretern, die "direkte Einsicht in den Wettbewerb unter Online-Plattformen haben".

In den USA gibt es schon seit längerem Bedenken angesichts der marktbeherrschenden Stellung von Google, Facebook und Co. Solche Vorwürfe gibt es auch in Europa: Die EU-Kommission hat bereits mehrfach Milliardenstrafen gegen Google verhängt, weil der Internetriese seine Marktmacht missbraucht habe. Auch gegen Amazon läuft derzeit eine EU-Untersuchung.

Die US-Behörden haben in Kartellrechtsfragen weitreichende Eingriffsmöglichkeiten. Sie können nicht nur Strafen verhängen, sondern auch strukturelle Veränderungen in Unternehmen durchsetzen - bis hin zur Aufspaltung. Analysten halten letzteres im Falle der Online-Riesen aber für unwahrscheinlich. Bisher wurden überhaupt nur zwei Konzerne in den USA zerschlagen: Der Ölriese Standard Oil im Jahr 1911 und der Telekommunikationskonzern AT&T in den 80er Jahren.

Die Internetkonzerne könnten sich bereits in dieser Woche zu der neuen Kartelluntersuchung äußern: Bei Facebook stand noch am Mittwoch die Veröffentlichung der Quartalszahlen an, Amazon und der Google-Mutterkonzern Alphabet sind am Donnerstag an der Reihe.

(A.Stefanowych--DTZ)

Empfohlen

Scholz reist zu G20-Gipfel nach Brasilien

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) fliegt am Sonntag nach Brasilien, wo er am G20-Gipfel wichtiger Industrie- und Schwellenländer teilnehmen wird. Vor seinem Abflug gibt Scholz am Flughafen in Schönefeld ein Pressstatement ab (12.30 Uhr). Die Staats- und Regierungschefs der G20-Gruppe befassen sich am Montag und Dienstag in mehreren Arbeitssitzungen unter anderem mit Fragen der Bekämpfung von Hunger und Armut und der globalen Energiewende.

Trump nominiert Fracking-Unternehmer Chris Wright als Energieminister

Der designierte US-Präsident Donald Trump hat den Fracking-Unternehmer und Klimawandel-Skeptiker Chris Wright für den Posten des Energieministers nominiert. Der Chef des Unternehmens Liberty Energy solle Bürokratie abbauen, um Investitionen in fossile Brennstoffe anzukurbeln, erklärte Trump am Samstag. "Als Energieminister wird Chris eine wichtige Führungsrolle übernehmen, Innovationen vorantreiben, Bürokratie abbauen und ein neues 'Goldenes Zeitalter des amerikanischen Wohlstands und des Weltfriedens' einläuten."

Deutschlandticket: Wissing will dauerhafte Lösung und sieht Länder in der Pflicht

Bundesverkehrsminister Volker Wissing hat dazu aufgerufen, den Streit um die Finanzierung des Deutschlandtickets rasch zu beenden und eine langfristige Lösung zu finden. "Es muss jetzt ganz schnell eine Lösung her, damit es das Ticket auf Dauer gibt", sagte Wissing der "Augsburger Allgemeinen" (Samstagsausgabe). Er hob dabei die primäre Verantwortung der Länder für den Nahverkehr hervor. Dies sorgte bei der Union für Verärgerung.

Nach Rassismusvorwürfen: Niederländische Regierung wendet Bruch der Koalition ab

Nach Rassismusvorwürfen im Kabinett hat die rechtsgerichtete Regierung des niederländischen Regierungschefs Dick Schoof einen Bruch der Koalition abgewendet. Die Staatssekretärin im Finanzministerium, Nora Achahbar, sei zurückgetreten, teilte Schoof am Freitagabend nach einer fünfstündigen Krisensitzung mit. Die anderen Mitglieder ihrer Partei NSC gehörten dem Kabinett aber weiterhin an. Die Regierung habe beschlossen, "gemeinsam weiterzumachen", sagte Schoof.

Textgröße ändern: