EU erlässt Fangverbot für Dorsch in der östlichen Ostsee
Gewerbliche Fischer dürfen ab sofort keinen Dorsch mehr in der östlichen Ostsee fangen. Die EU-Kommission erließ am Dienstag ein Sofortverbot bis Ende des Jahres. Damit will sie den angeschlagenen Dorschbestand in der östlichen Ostsee vor einem "drohenden Zusammenbruch" bewahren.
Ein solcher Zusammenbruch hätte "katastrophale Auswirkungen auf die Existenz vieler Fischer und Küstengemeinden im gesamten Ostseeraum", erklärte Umwelt- und Fischereikommissar Karmenu Vella. "Wir müssen rasch handeln, um den Bestand zum Wohl der Fische und im Interesse der Fischer wieder aufzufüllen." Geplant seien zudem "langfristigere Maßnahmen", wenn die zuständigen Minister im Herbst zusammenkommen, um über die Fangmöglichkeiten im nächsten Jahr zu entscheiden.
Die Kommission verwies auf Wissenschaftskreise: Demnach ist der Dorschbestand nicht nur wegen der Fischerei bedroht, sondern auch wegen eines zu niedrigen Salzgehalts, hoher Wassertemperaturen und zu wenig Sauerstoff sowie Parasitenbefall. Wissenschaftler hatten ein komplettes Fangverbot gefordert.
Die Kommission betonte am Dienstag, die zulässigen Fangmengen für Dorsch in der östlichen Ostsee seien seit 2014 jedes Jahr gesenkt worden, von fast 65.000 Tonnen im Jahr 2014 auf etwa 24.100 Tonnen im Jahr 2019. Davon hätten die Fischer in den vergangenen Jahren aber nur 40 bis 60 Prozent der zulässigen Gesamtfangmenge in Anspruch genommen - "was vermutlich auf einen Mangel an Fischen in Handelsgröße zurückzuführen ist". Dieses Jahr hätten die Fischer bislang 21 Prozent der verfügbaren Quote ausgeschöpft.
(W.Budayev--DTZ)