Organisation Finanzwende fordert sofortigen Stopp von Facebook-Währung Libra
Die Organisation Bürgerbewegung Finanzwende fordert den sofortigen Stopp der Facebook-Währung Libra. Die EU müsse Libra verbieten, noch bevor die private Währung auf den Markt komme, heißt es in einem am Dienstag veröffentlichten Appell von Finanzwende und der Organisation Finance Watch an die EU-Kommission und die Europäische Zentralbank (EZB). Facebook plane mit der Einführung der digitalen Währung "einen Angriff auf unser Währungssystem und unsere individuelle Freiheit", kritisieren die Organisationen.
Facebook will Libra im kommenden Jahr einführen. Der US-Konzern verspricht den mehr als zwei Milliarden Nutzern seiner Plattformen, das Einkaufen und Geldüberweisen im Internet werde dadurch so einfach wie das Versenden einer Textnachricht.
"Einmal eingeführt, ließe sich Libra kaum mehr stoppen", heißt es in dem Appell der Organisationen weiter. Kritische Äußerungen und ein bisschen Regulierung reichten daher nicht. Der Appell richtet sich an EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, seine designierte Nachfolgerin Ursula von der Leyen, an EZB-Chef Mario Draghi und seine designierte Nachfolgerin Christine Lagarde.
Finanzwende begründete die Forderungen auch mit einer aktuellen Umfrage: Mehr als zwei Drittel der Deutschen (71 Prozent) sehen Libra demnach skeptisch, nur zwölf Prozent der Befragten sehen etwas Positives darin. Das Vertrauen in private Großunternehmen bei der Herausgabe von Währungen ist demnach mit vier Prozent sehr gering.
Eine knappe Mehrheit der Anfang Juli befragten rund 2100 Deutschen über 18 Jahre sagte außerdem, der Einfluss von Facebook sei bereits heute problematisch. Finanzwende begründet die Forderung nach einem Verbot von Libra mit vier Punkten. Einer ist der Datenschutz: Kämen Zahlungsdaten zu den von Facebook gesammelten Daten seiner Nutzer hinzu, entstehe eine "viel zu große Abhängigkeit", erläuterte die Organisation in Berlin.
Zudem verwies Finanzwende auf den Verbraucherschutz. Libra sei für die Nutzer keineswegs sicher: "Im Krisenfall könnten die privaten Träger einfach aussteigen."
Libra könne sich außerdem zu einem "völlig unkontrollierbaren Geldmonopol entwickeln", warnte Finanzwende. Facebook wäre mit der Währung ein Spieler im Finanzsystem, der zu groß und mächtig wäre, um scheitern zu dürfen. "Am Ende trägt dann wie im Finanzbereich so oft die Bevölkerung die Haftung."
Die Bürgerbewegung Finanzwende hatte im vergangenen Jahr der ehemalige Grünen-Bundestagsabgeordnete Gerhard Schick gegründet. Ziel der gemeinnützigen Organisation ist es, Lehren aus der Finanzkrise zu ziehen und sich für ein nachhaltiges und stabiles Finanzsystem einzusetzen, das die Interessen von Privatpersonen schützt.
(P.Vasilyevsky--DTZ)