Umweltressort sieht in Debatte um Kunstrasenplätze keinen Grund zur Aufregung
In der Debatte um Mikroplastik auf Kunstrasenplätzen versucht das Bundesumweltministerium, die Wogen zu glätten. Hintergrund sind EU-Überlegungen, ab 2022 Gummi-Granulat zu verbieten, das auf solchen Plätzen zum Einsatz kommt. "Ob die EU-Kommission ein Verbot von Plastik-Einstreumaterial für Kunstrasensportplätze vorschlagen wird, steht noch längst nicht fest", erklärte dazu ein Sprecher des Umweltressorts am Montag in Berlin.
Bei Sportplätzen und Kommunen hatten die Pläne für die EU-Richtlinie Befürchtungen ausgelöst, auf Kunstrasenplätze künftig verzichten oder diese aufwändig umrüsten zu müssen. Innen- und Sportminister Horst Seehofer (CSU) hatte am Wochenende von vielen tausend Sportanlagen gesprochen, die "von der Schließung bedroht" sein könnten.
Das Umweltministerium wies nun darauf hin, dass sich die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) bisher noch in einer frühen Phase der Meinungsbildung zum Thema Mikroplastik befinde und sich zu dem Thema um Informationen und Einschätzungen bemühe. "Jede und jeder kann sich hier einbringen. Wir fordern die Sportverbände deshalb auch auf, ihre Argumente in diese Anhörung einfließen zu lassen", erklärte dazu der Ministeriumssprecher.
Er stellte offensichtlich mit Blick auf Seehofer auch klar, dass es "ausschließlich um den Neueintrag oder das Nachfüllen von Kunststoffgranulat geht" und nicht "wie teils vermutet" um einen Abriss bestehender Sportplätze. Ohnehin stehe gar nicht der Kunstrasen selbst in Frage, sondern nur das Granulat, das zum Auffüllen von Zwischenräumen verwendet wird. Dazu stehen laut Umweltressort "als Ersatz offenbar bereits Alternativen zur Verfügung". Einschränkungen des Spiel- und Trainingsbetriebs solle es nicht geben.
Mikroplastik steht wegen seiner zunehmenden unkontrollierten Verbreitung in der Kritik. Die unter anderem auch häufig in Kosmetika enthaltenen Partikel gelangen vermehrt in die Umwelt und auch in die Nahrungskette. Sie können beispielsweise aus Gewässern kaum wieder entfernt werden. Dies gilt nach Einschätzung von Experten auch für die Gummi-Partikel auf Kunstrasenplätzen, die etwa durch Wind auch in deren Umgebung gelangen und von dort weiter verbreitet werden.
Die EU-Pläne sehen auch Einschränkungen für den Einsatz von Mikroplastik in Kosmetika sowie Reinigungsmitteln vor. Das Umweltministerium wies darauf hin, dabei solle es aber auch Übergangsfristen geben sowie Ausnahmen beispielsweise für Arzneimittel. Unabhängig davon sei es aber bereits jetzt sinnvoll, Mikroplastik in möglichst vielen Produktbereichen zu vermeiden, machte der Ministeriumssprecher deutlich. Entwickelt würden derzeit auch Empfehlungen für umweltfreundlichen Kunstrasen, an denen sich Kommunen und Vereine orientieren könnten.
(N.Loginovsky--DTZ)