Produktionsvorstand Zipse übernimmt Chefposten bei BMW
Der BMW-Manager Oliver Zipse wird neuer Chef des Autobauers und löst Mitte August den bisherigen Vorsitzenden Harald Krüger ab. Das entschied der Aufsichtsrat des Münchner Autobauers bei einer Sitzung am Donnerstag in Spartanburg im US-Bundesstaat South Carolina. Der bisherige Produktionsvorstand übernimmt den Posten von Krüger demnach zum 16. August.
BMW-Chef Krüger hatte Anfang Juli seinen Rückzug angekündigt und erklärt, er wolle sich "beruflich neu orientieren". Er war seit Mai 2015 Chef des bayerischen Autoherstellers. Sein Mandat wäre eigentlich bis Ende April 2020 gelaufen. Für eine zweite Amtszeit stehe er nicht zur Verfügung, stellte er klar.
Vor Krügers Ankündigung hatte es tagelange Gerüchte über einen mangelnden Rückhalt der Eigentümer gegeben. So wurde Krüger unter anderem ein zu zögerlicher Umbau zur Elektromobilität vorgeworfen. Der Autobauer gehörte Ende 2013 zwar zu den ersten deutschen Herstellern mit einem Elektroauto im Angebot, dem i3. Seitdem verlor der Premiumhersteller diesen Vorsprung allerdings. Der Konkurrent Mercedes verkauft mittlerweile zudem mehr Autos als BMW.
Nun übernimmt der 55-jährige Zipse. Er ist seit 1991 im Unternehmen und seit 2015 Vorstandsmitglied und verantwortlich für den Bereich Produktion. Schon zuvor war er in mehreren leitenden Funktionen tätig, wie BMW betonte. Der Aufsichtsrat erklärte, mit Zipse einen "führungsstarken Strategen und Analytiker" an die Spitze zu setzen. Zugleich dankte er Krüger für seine Arbeit und zollte ihm Respekt für seine Entscheidung zum Rückzug.
Der Branchenexperte Helmut Becker begrüßte die Neubesetzung des BMW-Chefpostens am Freitag als "gute Wahl". Zipse stehe für Kontinuität, dies sei aber auch "das Erfolgsrezept des Familienunternehmens", sagte er im Sender n-tv. "Visionäre sind in der Autoindustrie völlig fehl am Platz", gab Becker zu bedenken.
Die "Automobilwoche" berichtete unterdessen über Unmut bei den Beschäftigten des Autobauers in München. Die Belegschaft sei durch widersprüchliche Mitteilungen verunsichert, zitierte die Branchenzeitschrift aus einem Brief von Betriebsratschef Manfred Schoch an die Beschäftigten. Einerseits gebe es Gewinnwarnungen, andererseits Rekordabsätze. "Der Betriebsrat fordert daher vom Vorstand Klarheit, Offenheit und Transparenz."
Nach Informationen der "Automobilwoche" werden derzeit bei BMW in München 40-Stunden-Verträge nicht verlängert und Zeitarbeiter freigesetzt. "Das erinnert viele an den Beginn der Weltwirtschaftskrise 2008/2009", schreibt Schoch demnach. Viele Kollegen spürten, "wie das Unternehmen den Gürtel enger schnallt".
(N.Loginovsky--DTZ)