Bericht: Finanzministerium sieht Facebook-Währung "Libra" kritisch
Das Bundesfinanzministerium sieht die geplante Facebook-Kryptowährung "Libra" einem Medienbericht zufolge kritisch und warnt vor einer möglichen Bedrohung des Euro. "Gemeinsam mit der Bundesbank" solle die Regierung jetzt prüfen, "wie eine Etablierung als echte Alternative zur staatlichen Währung verhindert werden kann", zitierte die "Bild"-Zeitung am Dienstag aus einem internen Papier des Ministeriums.
Mit den Finanzministerien von Frankreich, Großbritannien und den USA habe es Gespräche gegeben, wie auf die Facebook-Ankündigung, 2020 die "Libra" einzuführen, reagiert werden solle. "Alle sehen die Pläne von Facebook durchaus kritisch", lautet dem Bericht zufolge das Fazit.
Facebook hatte Mitte Juni angekündigt, die eigene Kryptowährung in der ersten Jahreshälfte 2020 an den Start bringen zu wollen. Libra soll es allen Facebook-Nutzern ermöglichen, untereinander Geld zu versenden und Waren von Unternehmen zu kaufen. Der US-Konzern will digitale Währungen damit aus der Nische holen und das Einkaufen und Geldüberweisen im Internet einfach machen.
Daraus ergebe sich jedoch ein Risiko für die "staatliche Hoheitsgewalt", heißt es in dem Papier des Finanzministeriums, aus dem die "Bild" zitierte. Diese Bedenken sollten "frühzeitig gegenüber Facebook adressiert" werden. "Ein ’Wettbewerb’ zwischen staatlicher und privater Währung könnte sich negativ auf das Währungsmonopol der EZB (Europäische Zentralbank) auswirken." Das Ministerium gesteht allerdings ein, dass grundsätzlich Bedarf für digitales Geld bestehe.
In Deutschland gab es seit der Ankündigung durch Facebook auch Vorbehalte unter anderem seitens der Bundesbank, Datenschützern und anderen Finanzexperten, die auch vor einer Dominanz des Internetkonzerns auf dem Finanzmarkt warnen.
In den USA gibt es im Finanzministerium zudem Bedenken, die Kryptowährung könne für Geldwäsche oder Steuerbetrug missbraucht werden. Facebook werde "viel Arbeit damit haben", die Regierung von US-Präsident Donald Trump davon zu überzeugen, dass die Währung sicher sei, sagte Finanzminister Steven Mnuchin am Montag. Am Dienstag beschäftigt sich in Washington der Finanzausschuss des US-Repräsentantenhauses mit der Facebook-Währung.
(P.Vasilyevsky--DTZ)