Greenpeace warnt vor Tiefsee-Bergbau
Die Umweltorganisation Greenpeace warnt vor dem aufstrebenden Tiefsee-Bergbau und fordert die Bundesregierung auf, sich nicht daran zu beteiligen. In einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht heißt es, der schwere Eingriff in das Ökosystem auf dem Meeresboden hätte möglicherweise "katastrophale Folgen" für Tiere und Pflanzen. Zahlreiche Länder haben sich demnach bereits Abbaulizenzen gesichert, darunter auch Deutschland.
Die Länder sind an sogenannten Manganknollen interessiert, die in tausenden Metern Tiefe auf dem Meeresboden liegen. Sie enthalten große Vorkommen an Kobalt, Kupfer, Nickel und seltenen Erden, die in digitalen Geräten wie Handys, Computer oder Batterien verbaut werden. Die Nachfrage nach solchen Rohstoffen steigt weltweit. Das Freiburger Öko-Institut warnt bereits davor, dass Kobalt in drei bis fünf Jahren knapp werden könnte. Die unterseeischen Vorkommen übersteigen laut Schätzungen die Ressourcen an Land um ein Vielfaches.
Um die Knollen zu ernten, müssen laut Greepeace panzergroße Maschinen sie mit Walzen aus dem Sediment ausgraben. Dabei trügen sie die gesamte mit Meereslebewesen bevölkerte Schicht des Bodens mit ab. Die so freigesetzten Sedimentwolken könnten die Nahrungskette im Meer empfindlich stören, zum Absterben von Plankton und Kleintieren führen und Fischen ihre Nahrungsgrundlage rauben. Das gesamte Ökosystem wäre demnach gefährdet.
Laut Greenpeace erforscht die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe derzeit zwei Tiefseeregionen im pazifischen und indischen Ozean. Insgesamt habe die zuständige Internationale Seebodenbehörde (ISA) bislang 29 Lizenzen für eine Fläche größer als Spanien erteilt. Neben Deutschland planen demnach auch China, Korea, Großbritannien, Frankreich, Russland den Einstieg in den Tiefsee-Bergbau.
Greenpeace fordert ein Hochseeschutzabkommen der Vereinten Nationen, um die wenig erforschte Tiefsee vor den Schäden des Bergbaus zu schützen.
(Y.Ignatiev--DTZ)