Klöckner startet Verbraucherbefragung zu Lebensmittelkennzeichnung im Sommer
In der Debatte über die Kennzeichnung von Lebensmitteln startet Ernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) im Juli und August eine Befragung der Verbraucher. Zur Auswahl stünden vier Modelle, sagte Klöckner am Donnerstag in Berlin nach einem Gespräch mit Vertretern der Koalitionsfraktionen, Verbraucherschützern und dem Spitzenverband der Lebensmittelindustrie BLL. Die EU verlange eine Verbraucherforschung als gesetzliche Grundlage für eine Nährwertkennzichnung. Wichtig sei, dass eine Kennzeichnung "einfach verständlich und klar erkennbar sei", so Klöckner.
Die vier Modelle sind der sogenannte Nutriscore, bei dem positive Inhaltsstoffe wie Obst, Gemüse oder Nüsse sowie negative wie Zucker, gesättigte Fettsäuren oder Salz mit Punkten bewertet und zu einem Score verrechnet werden. Ferner stehen Modelle vom BLL, vom Max-Rubner-Institut (MRI) und das Keyhole-Modell aus Skandinavien zur Auswahl.
Verbraucherschutzverbände plädieren seit langem für ein Ampelsystem bei der Kennzeichnung von Lebensmitteln. Der BLL dringt hingegen darauf, Lebensmittel nicht in gut und schlecht zu unterteilen - Ampelfarben seien angesichts unterschiedlicher Ernährungsgewohnheiten und -vorlieben abzulehnen.
Das Ergebnis von Klöckners Verbraucherumfrage soll Anfang Herbst feststehen und dann der EU zur Notifizierung vorgelegt werden. Bislang ist es nach EU-Recht nicht möglich, ein Nährwertkennzeichnungssystem in Deutschland verpflichtend vorzuschreiben.
In anderen europäischen Ländern gibt es diese Gesetzgebung hingegen bereits. Der Schweizer Lebensmittelriese Nestlé hatte am Mittwoch angekündigt, dort werde er seine Produkte künftig mit dem von Verbraucherschützern geforderten Nutriscore kennzeichnen, einer fünfstufigen farbigen Ampelkennzeichnung. Die Verbraucherorganisation Foodwatch warf Klöckner daraufhin "verbraucherpolitisches Versagen" vor, weil sie bislang nicht die rechtliche Grundlage vorgelegt habe.
Die Ministerin hatte von Wissenschaftlern des staatlichen Max-Rubner-Instituts (MRI) auch eine eigene Kennzeichnung entwickeln lassen. Sie sieht keine Ampelfarben vor, sondern basiert auf in Blaugrün gehaltenen wabenförmigen Feldern mit Angaben zu den verschiedenen Inhaltsstoffen von Lebensmitteln. Außerdem gibt es eine ebenfalls wabenförmige "Gesamtbewertung".
(P.Vasilyevsky--DTZ)