EU findet keine systematische Benachteiligung Osteuropas bei Lebensmitteln
Eine EU-Studie hat keine systematische Benachteiligung osteuropäischer Länder bei der Qualität von Lebensmitteln und Getränken feststellen können. Wie die EU-Kommission am Montag mitteilte, war zwar bei fast einem Drittel der untersuchten Lebensmittel aus 19 Ländern die Zusammensetzung trotz identischer oder ähnlicher Verpackung unterschiedlich. Es habe sich bei insgesamt 1400 Produkten aber "kein einheitliches geografisches Muster" ergeben, das auf eine Benachteiligung Osteuropas hindeute.
Nach der Studie der EU-eigenen Gemeinsamen Forschungsstelle gab es bei neun Prozent der Produkte eine unterschiedliche Zusammensetzung trotz gleicher Packungsvorderseite. Bei weiteren 22 Prozent wurde demnach das veränderte Lebensmittel oder Getränk mit einer ähnlichen Verpackungsvorderseite beworben.
Die EU betont, dass Unterschiede in der Zusammensetzung "nicht zwangsläufig einen Unterschied in der Produktqualität" bedeuten. Hersteller verweisen darauf, dass sie auf nationalen Märkten ihre Produkte auch den dortigen Geschmacksvorlieben anpassen.
Die nationalen Behörden könnten nun auf Grundlage der EU-Untersuchung "die betreffenden Fälle einzeln prüfen, um irreführende Praktiken zu ermitteln", erklärte Brüssel. Verbraucherkommissarin Vera Jourova verwies darauf, dass Verbraucherschutzbehörden über neue Vorschriften inzwischen die Instrumente hätten, gegen möglichen Missstand vorzugehen.
Mehrere osteuropäische Regierungen hatten 2016 eine angebliche Praxis von Lebensmittel- und Getränkeherstellern kritisiert, in ihren Ländern minderwertige Produkte trotz gleicher Verpackung wie im Westen anzubieten. Die ungarische Lebensmittelbehörde hatte etwa herausgefunden, dass dort verkaufte Nutella "weniger cremig" als in Österreich sei und Coca-Cola "weniger vollmundig und flacher" schmecke als im Nachbarland.
Die slowakischen Lebensmittelprüfer kamen zu ähnlichen Ergebnissen. Produkte, die in der Slowakei verkauft wurden, hatten demnach oft einen höheren Fett- und einen niedrigeren Fleischgehalt als in westeuropäischen Ländern. Statt Zucker würden Süßungsmittel eingesetzt, statt Fruchtzusätzen künstliche Aromastoffe.
Die Frage der Benachteiligung osteuropäischer Verbraucher hatte im März 2017 sogar einen Gipfel der EU-Staats- und Regierungschefs beschäftigt. Die Kommission verweist darauf, dass inzwischen einheitliche Testmethoden in der EU eingeführt wurden, um Doppelstandards festzustellen. Sie werden nach einer jüngst erfolgten Reform des EU-Verbraucherrechts nun auch "als irreführende Praxis" gesehen.
(M.Dorokhin--DTZ)