"Die Uhr tickt" - IG Metall mahnt beim Umbau der Industrie zur Eile
Mit einem Weckruf an Politik und Arbeitgeber will die IG Metall beim Umbau der Industrie in Deutschland aufs Tempo drücken. "Wir sind der festen Überzeugung, dass Handeln jetzt notwendig ist", sagte IG-Metall-Chef Jörg Hofmann am Freitag in Berlin mit Blick auf die Herausforderungen durch Klimawandel und Digitalisierung. Eine Schlüsselrolle kommt dabei nach Auffassung der Gewerkschaft der Innovationsfähigkeit zu.
"Wir stehen vor einer Mobilitäts- und Energiewende, wo wir verdammt darauf angewiesen sind, dass sie gelingt", sagte Hofmann mit Verweis auf die Klimaziele der Bundesregierung und gesetzliche Vorgaben etwa für die Autobauer von der EU-Kommission in Brüssel. Er warnte vor einem "Fiasko" mit Folgen für die Beschäftigung, wenn die Transformation nicht gelinge.
Der Klimawandel sei "kein Thema, bei dem man sich taktisch wehren kann", sagte Hofmann. Die Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen mache es erforderlich, Industrie und Gesellschaft in Richtung Klimafreundlichkeit voranzubringen. Dabei müsse allerdings die "Balance" zu den sozialen Aspekten der Transformation gewahrt werden.
Der "zentrale Schlüssel" sei hierbei Innovation. Wenn es etwa der Autoindustrie nicht gelinge, die Elektrifizierung "als Innovationsführer über die komplette Wertschöpfungskette hinweg" zu gestalten, "dann werden wir früher oder später unsere Marktstellung auf den globalen Märkten verlieren", sagte Hofmann.
Nötig seien nun "klare politische Entscheidungen", verlangte der IG-Metall-Chef. Konkret fordert die Gewerkschaft massive Investitionen etwa in Ladestationen für Elektroautos, in Stromnetze und öffentlichen Nahverkehr. Außerdem pocht sie auf eine verlässliche soziale Absicherung.
Einen Appell richtete die Gewerkschaft auch an die Arbeitgeber. Diese seien häufig noch unzureichend auf den notwendigen Wandel eingestellt.
Dabei birgt die Mobilitäts- und Energiewende nach Ansicht der IG Metall auch erhebliche Chancen für die Unternehmen. "Wir haben die Voraussetzungen", betonte Uwe Meinhardt, der bei der Industriegewerkschaft für den Bereich Grundsatzfragen und Gesellschaftspolitik verantwortlich ist. Es gehe deshalb um eine "positive Aufbruchsstimmung". Der Umbau könne für die Industrie in der Bundesrepublik eine "hoch erfolgreiche Geschichte" werden.
Zugleich mahnte die IG Metall zur Eile. "Die Uhr tickt", sagte Hofmann. Ihre Forderungen auf die Straße bringen will die Gewerkschaft mit einer Großkundgebung am Samstag kommender Woche in Berlin. Die Demonstration unter dem Titel "Fairwandel" soll dabei in den Mittelpunkt stellen, dass die Transformation "sozial, ökologisch und demokratisch" erfolgen muss.
Der Fokus auf soziale Aspekte soll nach Angaben Hofmanns eine "weitere Spaltung der Gesellschaft" verhindern. Nötig sei ein Wandel, "der alle Menschen mitnimmt" und im Ergebnis auch "gute Arbeit" schaffe.
(W.Uljanov--DTZ)