Bahn will Deutschland beim Klimaschutz "entscheidend voranbringen"
Mehr Fahrgäste, mehr Güterverkehr und hundert Prozent Ökostrom ab 2038: Die Deutsche Bahn will künftig voll auf die Bedeutung der Schiene für die Verkehrswende setzen und damit die Probleme des vergangenen Jahres hinter sich lassen. "Deutschland wird seine Klimaziele nur erreichen, wenn es im kommenden Jahrzehnt gelingt, massiv Verkehr auf die Schiene zu verlagern", erläuterte Bahnchef Richard Lutz am Mittwoch die neue Strategie des Staatskonzerns.
Die Bahn bekenne sich zu ihrer "Verantwortung in der Gesellschaft", erklärte Lutz. Künftig will sich die Bahn dafür auf ihr Kerngeschäft konzentrieren und dafür die Auslandstochter Arriva verkaufen. Im Fernverkehr will die Bahn die Zahl der Kunden verdoppeln. Im öffentlichen Nahverkehr soll eine Milliarde Kunden pro Jahr hinzugewonnen werden - auch dank "intelligenter Angebote" für den ländlichen Raum.
In neue Züge will die Bahn zweistellige Milliardenbeträge investieren und allein in den nächsten Jahren über 100.000 neue Mitarbeiter eingestellt. Im deutschen Schienengüterverkehr will der Konzern eine Leistungssteigerung um 70 Prozent erreichen. Außerdem will die Bahn bereits im Jahr 2038 vollständig mit Strom aus erneuerbaren Energien fahren. Das war zuvor erst ab dem Jahr 2050 geplant.
Die Strategie mit dem Titel "Starke Schiene" hatte der Vorstand rund um Konzernchef Lutz am Dienstag dem Aufsichtsrat präsentiert. Angesichts der Probleme bei Kundenzufriedenheit und Pünktlichkeit hatte die Konzernführung bereits Ende vergangenen Jahres die "Agenda für eine bessere Bahn" vorgelegt. Die neue Strategie soll nun den größeren Rahmen für den künftigen Kurs des Unternehmens vorgeben, das zu hundert Prozent in Besitz des Bundes ist.
Mit der Strategie würden "zentrale verkehrs- und klimapolitische Ziele der Bundesregierung in Angriff genommen", betonte die Bahn. Die große Koalition steht derzeit unter Druck, Pläne auszuarbeiten, wie Deutschland im Kampf gegen die Erderwärmung seine Klimaziele für 2030 doch noch erreichen kann. Im September soll es dazu eine "Grundsatzentscheidung" geben.
"Deutschland braucht eine starke Schiene: für das Klima, für die Menschen, für die Wirtschaft und nicht zuletzt für Europa", erklärte Lutz. Nötig sei für das "ehrgeizige Vorhaben" nun ein "gemeinsamer Kraftakt der Deutschen Bahn, der gesamten Branche und der Politik", betonte der Konzern. Nun stünden in den kommenden Monaten wichtige Weichenstellungen bevor.
Derzeit verhandeln Bund und Bahn über eine neue Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung (LuFV). Von zentraler Bedeutung sind nach Angaben der Bahn auch die Digitalisierung des Eisenbahnnetzes sowie der langfristige Neu- und Ausbau von Infrastruktur.
(W.Uljanov--DTZ)