Facebook setzt auf eigene Kryptowährung "Libra"
Facebook will das Bezahlen in Kryptowährung zum Massenphänomen machen. Der US-Konzern kündigte am Dienstag eine eigene Digitalwährung namens "Libra" an, mit der Nutzer rund um die Welt künftig Zahlungen abwickeln sollen. Die "neue globale Währung" soll nach Angaben des Online-Netzwerks im kommenden Jahr an den Start gehen.
Mit an Bord sind gut zwei Dutzend Partner wie Finanzdienstleister und Internetplattformen. Verfügbar sein soll die Kryptowährung sowohl über Facebooks digitale Geldbörse Calibra, als auch über andere Dienste, die "Libra"-Funktionen beispielsweise in ihre eigenen Smartphone-Apps einbetten können. "Viele Leute, die Facebook nutzen, sind in Ländern, in denen es Hürden für Bankgeschäfte oder Kredite gibt", sagte Calibra-Manager Tomer Barel der Nachrichtenagentur AFP.
Die im schweizerischen Genf ansässige gemeinnützige Libra Association soll die auf der Blockchain-Technologie basierende Digitalwährung überwachen und auch Deckungsreserven in konventionellen Währungen vorhalten, um den Wert stabil zu halten. Damit sollen Achterbahnfahrten bei der Kursentwicklung - wie etwa beim Bitcoin - verhindert werden.
Mit "Libra" will Facebook Kryptowährungen aus der Nische holen und für eine breite Masse zum gängigen Zahlungsmittel machen. Der Vorstoß habe das Potenzial, mehr als einer Milliarde Menschen, die kein Bankkonto haben, Zugang zum Online-Handel oder zu Finanzdienstleistungen zu verschaffen, erklärte Dante Disparte von der Libra Association. "Wir glauben, wenn wir Menschen zu den geringstmöglichen Kosten Zugang zu Geld verschaffen, so wie es das Internet in der Vergangenheit mit Informationen getan hat, kann das viel mehr Stabilität erzeugen, als wir bislang hatten", sagte Disparte AFP.
Partner sind unter anderem die Kreditkarten-Unternehmen Mastercard und Visa, der Onlinebezahldienst PayPal und der Fahrdienstanbieter Uber. "Geld zu überwiesen sollte nicht schwieriger sein, als ein Uber für die Fahrt nach Hause zu bestellen", kündigte Uber-Manager Peter Hazlehurst an. "Libra" habe das Potenzial, die Lücke zwischen traditionellen Finanzdienstleistern und neuen Digitalwährungen zu schließen, während sich die Kosten für alle verringerten.
Kritik äußerte hingegen der Europa-Abgeordnete Markus Ferber (CSU). "Mit diesem Schritt wird die Datenkrake Facebook zur Schattenbank und das sollte bei den Aufsichtsbehörden die Alarmglocken schrillen lassen", erklärte der Sprecher der EVP-Fraktion im Wirtschafts- und Währungsausschuss (ECON) und Vorsitzende der Arbeitsgruppe Wettbewerb im Europäischen Parlament. Die EU-Kommission müsse den Vorstoß von Facebook zum Anlass nehmen, einen wirksamen Rechtsrahmen für virtuelle Währungen auf den Weg zu bringen. "Es kann nicht sein, dass multinationale Unternehmen wie Facebook mit virtuellen Währungen de facto im rechtsfreien Raum agieren können."
(N.Loginovsky--DTZ)