Studie: Löhne in der EU steigen um rund ein Prozent
Die Löhne in der Europäischen Union sind zuletzt wieder angestiegen: Im vergangenen Jahr gab es einen Reallohnzuwachs von im Schnitt 0,9 Prozent, und auch für dieses Jahr wird mit einem Anstieg von rund 1,0 Prozent gerechnet, wie der am Donnerstag veröffentlichte Europäische Tarifbericht des Forschungsinstituts der Hans-Böckler-Stiftung ergab. Demnach liegt Deutschland mit einem Zuwachs von 1,0 Prozent 2018 und 1,7 Prozent 2019 über dem EU-Durchschnitt.
Die Löhne in der Europäischen Union stiegen unter Berücksichtigung der Inflation im vergangenen Jahr doppelt so stark wie im Jahr zuvor. Besonders in den osteuropäischen Staaten zogen die Löhne an, die Länder liegen im Vergleich aber immer noch relativ weit hinten im Ranking. Wesentlicher Faktor für die steigenden Löhne seien Tarifabschlüsse, erklärte das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung. Für ein ausgewogenes Wachstum der Löhne sei die Stärkung von Tarifverträgen wichtig.
Die "wirtschaftlichen Voraussetzungen für weitere Lohnerhöhungen" seien weiterhin gegeben, heißt es in der Studie. So seien die Volkswirtschaften der EU trotz einer Abschwächung der Konjunktur mit einem prognostizierten Plus von 1,4 Prozent für dieses Jahr "weiterhin auf Wachstumskurs". Die Arbeitslosigkeit sank 2018 in allen EU-Ländern, im Schnitt um 0,8 Prozentpunkte. Für 2019 rechnet die EU-Kommission mit einem weiteren Rückgang.
Die Spannbreite der durchschnittlichen jährlichen Entgelte, also der Löhne plus Arbeitgeberbeitrag zur Sozialversicherung, sei indes weiterhin groß, erklärte das Institut. Sie reiche von im Schnitt 70.000 Euro in Luxemburg (Platz eins) gefolgt von 59.300 in den Niederlanden (Platz zwei) bis hin zu 12.300 Euro in Rumänien und 9100 Euro in Bulgarien (vorletzter und letzter Platz).
Deutschland belegt mit im Schnitt 43.000 Euro Platz zehn, der EU-Durchschnitt beträgt 38.400 Euro. Grund für diese Platzierung seien vor allem Teilzeitbeschäftigungen mit geringer Stundenzahl, die in der Bundesrepublik häufiger vorkämen als im EU-Durchschnitt, erläuterte das WSI. Das Institut wertete für seine Studie Daten der Europäischen Statistikbehörde, der EU-Kommission, der Europäischen Zentralbank (EZB) sowie anderer europäischer Institutionen aus.
(N.Loginovsky--DTZ)