Investmentfonds KKR steigt bei Axel Springer ein
Der US-Investmentfonds KKR steigt in großem Stil bei Axel Springer ein. Der Medienkonzern holt sich damit Unterstützung beim Umbau zum Digitalunternehmen: "KKR hat sich zum Wachstumskurs des Unternehmens bekannt", sagte Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner am Mittwoch. KKR will allen Aktionären des Konzerns ein Übernahmeangebot vorlegen - mit Ausnahme Döpfners und der bisherigen Hauptaktionärin Friede Springer.
KKR schloss mit Friede Springer, Witwe des Unternehmensgründers, und Döpfner eine Aktionärsvereinbarung ab: Demnach bleiben beide weiter im bisherigen Umfang am Axel Springer Konzern beteiligt. Friede Springer hält insgesamt 42,6 Prozent der Anteile, Döpfner 2,8 Prozent. Beide wollen künftig mit KKR ihr Verhalten abstimmen und ihre Stimmrechte gemeinsam ausüben, wie der Medienkonzern mitteilte.
Zu den übrigen Aktionären gehören die Enkelkinder des Firmengründers, Axel Sven und Ariane Springer. Sie halten 7,4 beziehungsweise 2,4 Prozent der Anteile. 44,8 Prozent der Firma sind im Streubesitz. Damit der Einstieg von KKR glückt, müssen Aktionäre mit einem Anteil von insgesamt mindestens 20 Prozent zustimmen. Im Erfolgsfall will KKR seine Anteile mindestens fünf Jahre halten.
KKR bietet 63 Euro pro Aktie und damit einen Aufschlag von 31,5 Prozent auf den Aktienkurs vor Bekanntwerden der Gespräche über eine Beteiligung. So bewertet der Investor den Medienkonzern mit 6,8 Milliarden Euro.
An der Rechtsform des börsennotierten Unternehmens soll sich nichts ändern, ebensowenig an der Zusammensetzung des Vorstands. Wie Finanzvorstand Julian Deutz betonte, ist auch künftig keine Entscheidung auf Gesellschaftsebene ohne Friede Springer möglich.
KKR (Kohlberg Kravis Roberts) ist eine der größten Beteiligungsgesellschaften weltweit. Der Fonds war 1976 von Jerome Kohlberg, Henry Kravis und George Roberts gegründet worden. In Deutschland hat sich KKR im Medienbereich bislang vor allem im Film- und Fernsehgeschäft beteiligt, in der Vergangenheit etwa bei ProSiebenSat1. Aktuell baut der Investor eine Produktions- und Vertriebsplattform für den deutschsprachigen Raum auf.
Döpfner kennt die Spitzenleute der Beteiligungsgesellschaft laut eigenen Angaben seit Jahren. KKR bringe zusätzliche Finanzmittel in den Konzern und sei nicht an kurzfristigen Gewinnen interessiert, sagte er.
Der frühere Journalist Döpfner ist seit 2002 Vorstandschef von Axel Springer. Als das Verlagswesen mit Zeitungen und Zeitschriften noch Hauptgeschäft der Berliner war, habe der Konzern vor allem durch Kostenkürzungen Gewinne gemacht, sagte Döpfner. Seitdem hat sich Springer aber von den meisten Printmedien mit Ausnahme von "Bild" und "Welt" getrennt.
Mittlerweile machen digitale Geschäfte rund drei Viertel des Umsatzes aus. Zu den Springer-Marken gehören etwa das Jobportal Stepstone, das Nachrichtenportal "Business Insider" oder die Immobilienplattform Immowelt. Um im Netz weiter zu wachsen, will Döpfner nicht sparen, sondern investieren.
Der Konzern revidierte am Mittwoch seine Prognose für dieses Jahr leicht nach unten und begründete dies mit der "gesamtwirtschaftlichen Entwicklung" sowie der in Frankreich verabschiedeten Digitalsteuer. Demnach erwartet der Konzern einen Rückgang der Umsätze "im niedrigen einstelligen Prozentbereich" sowie beim Gewinn im "mittleren einstelligen Prozentbereich". Für 2020 sollen die Finanzzahlen laut Finanzvorstand Deutz aufgrund von Investitionen nochmal niedriger ausfallen als dieses Jahr.
(L.Møller--DTZ)