Klöckner bekommt Unterstützung aus eigenen Reihen für Video mit Nestlé
Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) hat Unterstützung aus den eigenen Reihen für ihr umstrittenes Video mit dem Nahrungsmittelkonzern Nestlé bekommen. Die Ministerin habe das vielleicht "im Überschwang der Freude gepostet, weil sie einen großen Konzern dazu bewegt hat, gesündere Produkte anzubieten", sagte Alois Gerig (CDU), Vorsitzender des Bundestagsausschusses für Ernährung und Landwirtschaft, der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".
Er finde das "nicht verwerflich, so lange dabei keine Hintergedanken zum eigenen Vorteil eine Rolle spielen", sagte Gerig. Und das könne er bei Klöckner ausschließen. Auch als Werbung für Nestlé betrachte er den Clip nicht, sagte der CDU-Politiker. Schließlich seien keine Produkte des Konzerns zu sehen. Vielmehr sei das Video eine "Botschaft an die Branche", dass es auch freiwillig gehe.
Den Clip hatte das Ministerium bereits am Montag im Kurzbotschaftendienst Twitter gepostet. Darin bedankt sich Klöckner bei dem Nestlé-Deutschlandchef Marc-Aurel Boersch für die Unterstützung des Konzerns bei ihrer Initiative zur Reduktion von Zucker, Fetten und Salz in Lebensmitteln. Seit Mittwoch sieht sich Klöckner scharfer Kritik ausgesetzt.
Die SPD-Ernährungsexpertin Ursula Schulte sagte der "FAS", sie fühle sich von Klöckners Video "brüskiert". Der Clip "grenzt an Werbung". Zudem stelle sich die Frage, warum andere und kleinere Unternehmen, die ebenfalls an der Reduktionsstrategie beteiligt seien, nicht zu Wort kommen. Zwar gehöre es zu den Aufgaben der Ministerin, mit Unternehmen zu sprechen, sagte Schulte. "Aber es gibt einen Unterschied, solche Gespräche zu führen und sie in dieser Weise im Internet zu veröffentlichen."
Geprüft wird das Video derzeit von der Medienanstalt Berlin-Brandenburg. "Wir wollen erstmal hören, was da passiert ist", hatte eine Sprecherin AFP am Donnerstag gesagt. Daher wolle die Behörde sich mit dem Ministerium über den Hintergrund des Videos austauschen.
Das Ministerium bestätigte, dass eine Terminanfrage seitens der Medienanstalt vorliegt. "Dieser Anfrage werden wir nachkommen", erklärte eine Sprecherin. Zugleich betonte Klöckners Ressort, es gehöre dazu, mit Verbänden und auch Unternehmen zu sprechen und sie "in die Pflicht zu nehmen".
(M.Dorokhin--DTZ)