Wirtschaftsberater: Mieterproteste und Klimadiskussion erhöhen Druck für Wohnungsbau
Der wachsende Mieterprotest und die anhaltende Klimadiskussion könnten nach Ansicht der Wirtschaftsberatung KPMG starke Treiber für den Wohnungsneubau in deutschen Großstädten werden. Der politische Druck auf die Flaschenhälse in der öffentlichen Verwaltung bei der Bereitstellung von Bauflächen nehme zu, sagte der KPMG-Immobilienexperte Hans Volkert Volckens am Donnerstag. "Wir brauchen jetzt Lösungen", betonte der Berater.
Mangelnde Bauflächen und komplizierte Genehmigungsprozesse seien die Hauptgründe, warum die Zahl der Neubauten nicht mit der Nachfrage Schritt halte, sagte auch der Regensburger Immobilienwirtschaftsexperte Tobias Just. Demnach könnten viele neue Wohnungen entstehen, wenn die Bauherren in den Städten mehr öffentliche Flächen bekämen und stärker in die Höhe bauen dürften.
"Das geht aber nicht, weil Egoismus auf allen Ebenen herrscht", sagte Volckens. Anwohner protestierten gegen Neubauten in ihrem Stadtteil; die Länder weigerten sich, ihre Bauordnungen zu vereinheitlichen und so die Projektplanung für große Investoren zu vereinfachen. Es müsse sich die Bereitschaft durchsetzen, dass die deutschen Innenstädte sich verändern dürften.
Ohne zusätzliche Wohnungen wird dem Berater zufolge der Druck auf die Mietpreise nicht nachlassen. Und wenn immer mehr Menschen ins Umland auswichen und mit dem Auto in die Stadt pendelten, sei das schlecht für Umwelt.
Das wirtschaftliche Interesse am Wohnungsneubau ist laut einer KPMG-Analyse trotz sich eintrübender Konjunktur da. "Das internationale Niedrigzinsumfeld wird noch mindestens bis Ende 2020 als Schmieröl für die Immobilienmärkte wirken", sagte Volckens. Aufgrund mangelnder Alternativen suchten nach wie vor viele Großanleger nach Investitionsobjekten im Immobilienbereich, wo die Erträge vergleichsweise hoch sind.
(A.Stefanowych--DTZ)