Verbrauch dünner Plastiktüten für Obst und Gemüse unverändert hoch
Während Deuschlands Verbraucher deutlich seltener zu Plastiktüten greifen, bleibt die Verwendung der dünnen Plastikbeutel für Obst und Gemüse weit verbreitet. Im vergangenen Jahr wurden fast 3,1 Milliarden der sogenannten Hemdchenbeutel verbraucht - das waren etwas mehr als in den Jahren 2015 und 2016. Die Supermarktkette Rewe rief ihre Kunden in Ostdeutschland zum "Plastikfasten" auf: Sie nimmt die dünnen Beutel dort für einen Tag aus dem Sortiment.
Der Verbrauch der dünnwandigen Plastiktüten entsprach 2018 im Schnitt 37 Stück pro Verbraucher. Zwar waren es 2017 noch 39,5 Tüten pro Kopf - in den beiden Jahren davor allerdings jeweils nur 36 Stück, wie aus einer Antwort des Umweltministeriums auf eine Anfrage der FDP-Umweltpolitikerin Judith Skudelny hervorgeht. Zuerst hatte die "Neue Osnabrücker Zeitung" am Dienstag darüber berichtet.
Diese Entwicklung steht im deutlichen Gegensatz zum drastischen Rückgang bei der Nutzung normaler Plastiktüten. Dieser Pro-Kopf-Verbrauch ging laut Bundesumweltministerium von 68 Stück im Jahr 2015 auf nur noch 24 Stück im Jahr 2018 zurück. Unterschieden werden Plastiktüten mit einer Wandstärke von unter 50 Mikrometern und solche mit Wandstärken unter 15 Mikrometern, zu denen die Hemdchenbeutel zählen.
Die sehr dünnen Beutel sind unter anderem aus hygienischen Gründen von einer EU-Richtlinie ausgenommen, die den Plastiktütenverbrauch auf dem Kontinent senken soll. Sie sind auch nicht Teil einer Vereinbarung zwischen dem deutschen Handel und dem Umweltministerium. Es gibt sie in der Regel kostenlos in den Obst- und Gemüseabteilungen im Supermarkt. Da viele Händler Kunststoff-Tragetaschen nicht mehr umsonst ausgeben, sondern Geld dafür verlangen, ersetzen einige Verbraucher offenbar diese durch die Hemdchenbeutel.
Skudelny warf Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) vor, sie drohe mit ihrer "Symbol-Politik zur Reduzierung des Plastikmülls" zu scheitern. "Ihre Maßnahmen bleiben Stückwerk und sind inkonsequent." Schulze müsse sich konsequenterweise auf EU-Ebene dafür einsetzen, dass auch die sehr dünnen Beutel Teil der Reduktionsstrategie sind, forderte die FDP-Politikerin.
Außerdem kritisierte sie, dass die Zahl der verwendeten Papiertüten nicht erhoben werde, weil diese nicht zum Anwendungsbereich der Richtlinie gehören. Papiertüten würden aber ebenfalls als Ersatz genutzt und müssten "aufgrund des höheren Ressourceneinsatzes mehrfach verwendet werden, damit sie aus ökologischer Sicht besser sind als Plastiktüten", erklärte Skudelny.
Rewe kündigte an, die dünnen Beutel für Obst und Gemüse am Mittwoch - dem Tag der Umwelt - in den ostdeutschen Märkten aus dem Sortiment zu nehmen. Nach Angaben des Unternehmens beteiligen sich in Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen insgesamt 570 Rewe- und 140 Nahkauf-Märkte.
Nach dem Testtag solle intern ausgewertet werden, wie die Aktion bei den Kunden ankommt und ob es eine Wiederholung oder eine Ausweitung des Tests auf andere Vertriebsregionen geben soll, sagte eine Sprecherin AFP. Ziel sei es insgesamt, die Kunden für Mehrwegalternativen zu sensibilisieren, etwa die weißen Frischenetze, teilte Rewe mit. Bei Bananen oder Zitrusfrüchten sei die natürliche Schale robust genug - extra Tüten seien gar nicht nötig.
(O.Tatarinov--DTZ)