China bringt im Handelsstreit mit Trump Seltene Erden ins Spiel
Im Handelskonflikt mit der US-Regierung hat China mit möglichen Einschränkungen beim Export von Seltenen Erden einen neuen Trumpf ins Spiel gebracht. Mit einem Handelskrieg riskierten die USA, ihre Versorgung mit Materialien zu verlieren, die "entscheidend für die Aufrechterhaltung ihrer technologischen Stärke" seien, kommentierte die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua am Mittwoch. Die Staatszeitung "Global Times" warnte, China könne die für zahlreiche Hightech-Produkte notwendigen Metalle "als Waffe" benutzen.
Als Seltene Erden werden 17 Elemente bezeichnet, die wertvolle Eigenschaften für die Produktion von Smartphones über Leuchtmittel bis hin zu Flachbildschirmen oder Kameras haben; auch in Raketen oder Elektroautos kommen sie zum Einsatz. Bisher entfallen mehr als 95 Prozent der weltweiten Produktionsmenge auf China. Die USA sind bei Seltenen Erden zu rund 80 Prozent von Importen aus der Volksrepublik abhängig.
Nachdem die US-Regierung zuletzt den chinesischen Konzern Huawei auf eine schwarze Liste gesetzt und damit den Zugang zu US-Technologie massiv erschwert hat, droht sich der seit mehr als einem Jahr andauernde Handelsstreit der beiden größten Volkswirtschaften der Welt weiter zuzuspitzen.
Dass womöglich auch Seltene Erden in den Sog des Konflikts geraten könnten, hatte die Führung in Peking bereits in der vergangenen Woche angedeutet, als Staatschef Xi Jinping eine Fabrik für die begehrten Rohstoffe im zentralchinesischen Ganzhou besuchte.
Am Dienstagabend fügte nun ein namentlich nicht genannter Offizieller der staatlichen Kommission für Entwicklung und Reform hinzu, dass "die Menschen in Ganzhou und ganz China nicht glücklich darüber sein werden, wenn jemand Produkte aus unseren Seltenen Erden dafür verwenden will, Chinas Entwicklung einzuschränken und zu unterdrücken".
Seltene Erden sollten zuvorderst "heimischen Anforderungen dienen", zitierten Staatsmedien den Regierungsoffiziellen. Zugleich sei China bereit, den "legitimen" Bedürfnisse von Ländern weltweit gerecht zu werden. Die Aktien von Produktionsfirmen von Seltenen Erden konnten am Mittwoch an den Handelsplätzen in Shanghai und Shenzen deutlich zulegen.
Dass China seinen Einfluss bei Seltenen Erden auch in politischen Auseinandersetzungen nutzt, war der Volksrepublik in der Vergangenheit bereits vorgeworfen worden. Japanischen Industriekreisen zufolge wurden Unternehmen in Japan 2010 von der Belieferung abgeschnitten, was Peking allerdings zurückwies.
Experten zufolge waren die tatsächlichen politischen Hebelwirkungen allerdings begrenzt - unter anderem wegen einer Ausweitung der Produktionsmenge außerhalb Chinas und technischen Neuerungen, die den Bedarf an Seltenen Erden reduzierten, wie Eugene Gholz von der University of Texas in einem Bericht für die US-Denkfabrik Council on Foreign Relations von 2014 schrieb.
Analysten verweisen zudem darauf, dass es auch in China die Sorge gibt, eine weltweite Suche nach Alternativen zu befeuern. Die chinesische "Global Times" räumte diese Gefahr ein: Wenn sich die Volksrepublik für einen Exportbann bei Seltenen Erden entscheide, werde dies "komplexe Effekte" zur Folge haben - inklusive bestimmter Einbußen für China selbst. Gleichwohl wisse China genau, "dass die USA in dieser Situation die größeren Verluste erleiden werden".
(Y.Ignatiev--DTZ)