Facebook löscht Milliarden von falschen Konten
Die Zahl der falschen Konten auf Facebook hat rasant zugenommen. Wie der US-Onlinegigant am Donnerstag mitteilte, löschte das Unternehmen im ersten Quartal 2,19 Milliarden solcher falscher Accounts, bevor sie aktiv wurden. Das waren fast doppelt so viele wie im letzten Quartal 2018. Facebook-Chef Mark Zuckerberg wandte sich in einer Telefonkonferenz zugleich energisch gegen zuletzt zugenommene Forderungen nach einer Aufspaltung seines Konzerns.
Facebook steht schon seit längerem wegen seiner Machtstellung in der Onlinewelt, mehreren Skandalen um die missbräuchliche Verwendung von Nutzerdaten sowie der hohen Zahl von über seine Netzwerke verbreiteten falschen und manipulativen Pseudo-Informationen massiv in der Kritik. Das Unternehmen hat seine Anstrengungen gegen manipulative Inhalte sowie gegen Konten unter falscher Identität verstärkt - die Urheber solcher "fake accounts" allerdings auch.
Die jüngste Zunahme falscher Konten sei auf "böswillige Akteure" zurückzuführen, die versuchten, zahlreiche solcher Profile gleichzeitig zu erstellen, teilte Facebook mit. Die Zahl der 2,19 Milliarden gelöschten Falschkonten im ersten Quartal ist fast so hoch wie jene der monatlich aktiven Facebook-Nutzer - diese liegt bei 2,4 Milliarden.
Insgesamt wurden zwischen vergangenem Oktober und März nach Angaben des Konzerns 3,4 Millionen "fake accounts" abgeschaltet, bevor sie aktiv wurden - also eine deutlich höhere Zahl als jene der aktiven Nutzer. Facebook schätzt zudem, dass es sich bei rund fünf Prozent der aktiven Nutzer um falsche Konten handelt, die noch enttarnt werden müssen.
Bei dem größten Teil dieser Konten werden Systeme zur automatisierten Verbreitung von Inhalten verwendet, wie Facebook-Manager erläuterten. Das Unternehmen konnte sie demnach aufgrund dieser Automatisierung noch während oder kurz nach ihrer Einrichtung erkennen und beseitigen, wie der zuständige Facebook-Manager Guy Rosen sagte.
Mit den meisten Falschkonten werden den Konzernangaben zufolge offenbar kommerzielle Ziele verfolgt. Es gehe anscheinend darum, "Geld zu machen". Rosen hob zugleich hervor, dass Facebook auch Fortschritte bei der Beseitigung politisch-extremistischer Inhalte - sogenannter Hassreden - mache.
Mit Hilfe automatisierter Systeme sei es zuletzt gelungen, 65 Prozent dieser Inhalte zu identifizieren und zu löschen, bevor sie von Nutzern gemeldet wurden. Im ersten Quartal seien vier Millionen solcher Hassbotschaften beseitigt worden, teilte Rosen mit. Facebook investiere weiter in Technologie, um solche Inhalte in verschiedenen Sprachen und Regionen aufzuspüren.
Zuckerberg führte die Aufgaben, manipulative und extremistische Inhalte einzudämmen und den Datenschutz in den Onlinenetzwerken zu verbessern, als Argument dafür ins Feld, dass Facebook nicht zerschlagen werden dürfe. Eine Aufspaltung des Unternehmens, zu dem auch die Dienste Instagram und WhatsApp gehören, werde diese Bemühungen "schwerer" machen, sagte er. Der bisherige Erfolg von Facebook erlaube die Finanzierung dieser Anstrengungen.
Der Facebook-Chef bestritt auch eine Monopolstellung seines Konzerns. Facebook operiere in einem "Umfeld mit viel Konkurrenz", in dem ständig neue Dienste geschaffen würden. Zuckerberg verwies zudem darauf, dass nicht Facebook, sondern Google die führende Position im digitalen Geschäft mit Werbeanzeigen innehat. Einige Präsidentschaftsbewerber der US-Demokraten wie die Senatoren Bernie Sanders und Elizabeth Warren hatten zuletzt die Zerschlagung von Facebook und anderer Internetriesen verlangt.
Facebook bemüht sich unterdessen auch um die Erschließung neuer Geschäftsfelder. Der britische Sender BBC berichtete am Freitag über Pläne des Unternehmens für ein eigenes digitales Zahlungsmittel mit den Namen "GlobalCoin". Facebook habe wegen dieser geplanten Kryptowährung für Zahlungsabwicklungen im Internet bereits Kontakte zu Aufsichtsbehörden in den USA und Großbritannien aufgenommen.
(N.Loginovsky--DTZ)