Aktionäre der Deutschen Bank gehen hart mit Unternehmensführung ins Gericht
Aktionäre der Deutschen Bank sind auf der Hauptversammlung in Frankfurt am Main scharf mit Aufsichtsrat und Vorstand ins Gericht gegangen. Neben dem niedrigen Aktienkurs kritisierten Anteilseigner am Donnerstag auch die Geldwäscheskandale der Bank sowie zu hohe Vorstandsgehälter. Insbesondere Aufsichtsratschef Paul Achleitner musste viel Kritik einstecken. Das Papier der Bank verlor am Donnerstag weitere drei Prozent und notierte mit 6,41 Euro auf einem neuen Allzeittief.
In seiner Rede verteidigte sich Achleitner: "Trotz aller Schwierigkeiten - ich sehe, dass wir auf dem richtigen Weg sind", sagte er. Der Aufsichtsratschef verteidigte auch die "abrupt wirkende" Berufung von Christian Sewing zum Vorstandsvorsitzenden im vergangenen Jahr.
Sewing ist bereits der vierte Chef der Bank, seit Achleitner 2012 den Vorsitz des Kontrollgremiums übernahm. In dieser Zeit verlor der Aktienkurs der Deutschen Bank rund 70 Prozent. Die Erträge der Bank sanken, die digitale Infrastruktur gilt als veraltet, hohe Boni für Mitarbeiter trotz Verlusten liefern viel Angriffsfläche.
Der Vorstandschef kündigte in allen Geschäftsbereichen der Bank "erhebliche Veränderungen" an. "Wir haben immer noch zu hohe Kosten, die wir nicht direkt einer Leistung für unsere Kunden zuordnen können", kritisierte Sewing. Deshalb müsse die Bank deutlich mehr automatisieren und eine Plattform im Netz schaffen, die auch für andere Anbieter attraktiv sei.
Im Privat- und Firmenkundenbereich habe die Bank "noch so viel Potenzial", neue Kunden zu gewinnen, betonte Sewing. Mit der Tochter für Vermögensverwaltung, DWS, will Sewing in die Top Ten weltweit aufsteigen. Aktuell befindet sich die DWS allerdings nicht einmal unter den größten 20 dieser Unternehmen.
Die Transaktionsbank, die Zahlungen für Unternehmen abwickelt, sei in den vergangenen Jahren vernachlässigt worden, klagte Sewing. Zum bereits zurückgestutzten Unternehmens- und Investmentbanking versicherte er: "Wir sind zu harten Einschnitten bereit".
Die Aktionäre gestanden dem Vorstandschef erste Fortschritte zu. „Die Kostendisziplin trägt langsam Früchte“, sagte die Fondsmanagerin der Union Investment, Alexandra Annecke. Dennoch seien weitere Anstrengungen nötig. Die Boni für Vorstand und Mitarbeiter müssten gekürzt werden, die US-Investmentbank weiter zurückgefahren und die neuen Rechtsprobleme aus den Skandalen um die Danske-Bank und die Panama Papers ausgeräumt werden.
„Die Geduld der Aktionäre ist überstrapaziert“, warnte Annecke. Zahlreiche Anteilseigner kündigten an, gegen die Entlastung des Aufsichtsrats zu stimmen. Eine erste Machtprobe entschied Achleitner allerdings für sich: Einen Antrag auf Absetzung als Aufsichtsratschef überstand er zu Beginn der Hauptversammlung mit 99 Prozent der Stimmen.
(O.Tatarinov--DTZ)