Bayern und Mecklenburg-Vorpommern sind Schlusslichter beim Haltestellen-Netz
Bei den Wegstrecken zu Haltestellen gibt es bundesweit erhebliche Unterschiede. An der Spitze liegen im Vergleich der Flächenländer Hessen, das Saarland und Nordrhein-Westfalen, wie aus einem am Mittwoch vom Verkehrsbündnis Allianz pro Schiene vorgestellten Ranking hervorgeht. Abgehängt sind hingegen Bayern auf dem vorletzten und das wesentlich dünner besiedelte Mecklenburg-Vorpommern auf dem letzten Platz.
Für die Untersuchung wurde auf Grundlage offizieller Daten des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) ermittelt, wie groß der Anteil der Bürger ist, die innerhalb von 600 Metern Luftlinie eine Bushaltestelle mit mindestens 20 Abfahrten am Tag beziehungsweise innerhalb von 1200 Metern eine Bahn erreichen können.
In Hessen trifft dies auf 96,1 Prozent der Einwohner zu - in Mecklenburg Vorpommern sind es hingegen nur 74,6 Prozent; in Bayern 79,0 Prozent. Der bundesweite Schnitt liegt bei 89,7 Prozent. Stark schneiden die Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen ab, wo der prozentuale Anteil bei rund 99 Prozent liegt. In der Hauptstadt sind es sogar 99,5 Prozent.
Ausgerechnet eine Stadt in Bayern kann beim Haltestellen-Netz allerdings nicht nur mithalten, sondern sich sogar mit 99,99 Prozent bundesweit an die Spitze aller Städte und Landkreise setzen: In Schweinfurt in Unterfranken sind die Wege zu Bus und Bahn kürzer als für Berliner, Hamburger oder auch Münchner.
"Mit diesem Angebot an Haltestellen und Bahnhöfen ragt Schweinfurt heraus, sagte Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene. In dem Bündnis haben sich Unternehmen und Gewerkschaften aus der Bahn-Branche sowie auch Forschungseinrichtungen und Umweltverbände zusammengeschlossen.
Insgesamt seien im Freistaat Bayern die Menschen in vielen Regionen aber "auf erschreckende Weise abgehängt vom öffentlichen Verkehr", beklagte Flege. In dem Erreichbarkeits-Ranking liegen die fünf Landkreise mit dem schlechtesten Ergebnis alle in Bayern.
Das Schlusslicht bildet bundesweit der niederbayerische Landkreis Freyung-Grafenau. Dort wohnt nur jeder siebte Einwohner höchstens 600 Meter Luftlinie von der nächsten Haltestelle oder höchstens 1200 Meter vom nächsten Bahnhof mit jeweils mindestens 20 Fahrtmöglichkeiten am Tag entfernt.
Den Topwert unter den Landkreisen erreicht der dichtbesiedelte Main-Taunus-Kreis in Hessen. Dort ist die Anbindung für knapp 99,5 Prozent der Einwohner nach den BBSR-Kriterien ausreichend oder besser.
Flege forderte, auch dünn besiedelte Regionen dürften nicht vom öffentlichen Verkehr abgekoppelt werden. "Eine geringe Bevölkerungsdichte dürfen die Menschen den Verantwortlichen nicht als Ausrede für ein schlechtes Angebot an Haltestellen und Bahnhöfen durchgehen lassen."
Nach Angaben des Verkehrsbündnisses befinden sich unter den 15 Landkreisen mit der schlechtesten Erreichbarkeit von Bus und Bahn in Deutschland lediglich zwei, die auch zu den 15 Landkreisen mit der geringsten Bevölkerungsdichte gehören. Dies sind der Landkreis Lüchow-Dannenberg in Niedersachsen und der Eifel-Kreis Bitburg-Prüm im Westen von Rheinland-Pfalz.
Beim Schienennahverkehr sieht Flege insbesondere die Landesregierungen und beim Busverkehr die Landkreise gefordert - aber auch der Bund sei in der Pflicht, die Länder und Kreise stärker zu unterstützen.
(W.Uljanov--DTZ)