Bayer-Tochter Monsanto in USA zum dritten Mal zu hohem Schadenersatz verurteilt
Der milliardenschwere Kauf von Monsanto entwickelt sich für Bayer zusehends zum Albtraum. Zum dritten Mal binnen weniger Monate verurteilte eine Jury in den USA den Konzern zu einer hohen Schadenersatzerzahlung an Kläger, die das Unkrautvernichtungsmittel Roundup von Monsanto für ihre Krebserkrankungen verantwortlich machen. Bayer kündigte an, Rechtsmittel einzulegen. Der Aktienkurs sackte am Dienstag weiter ab.
Die Jury in Oakland im US-Bundesstaat Kalifornien verurteilte Monsanto zur Zahlung von zwei Milliarden Dollar (1,8 Milliarden Euro) an das Ehepaar Pilliod. Beide Senioren sind am Non-Hodgkin-Lymphom erkrankt und machen dafür das glyphosathaltige Roundup verantwortlich, das sie seit 1982 zur Unkrautbekämpfung nutzten.
"Wir hätten es geschätzt, wenn Monsanto uns gewarnt hätte, wenn etwas auf dem Etikett gestanden hätte, das auf mögliche Krebsgefahren hinweist, dann hätten wir es nicht benutzt", sagte Alberta Pilliod auf einer Pressekonferenz in San Francisco. Bei ihr wurde die Krebserkrankung 2015 diagnostiziert, bei ihrem Mann bereits 2011.
Einer der Anwälte des Paares, Michael Miller, kritisierte: "Sie haben die Werbung im Fernsehen geschaut und gedacht, sie könnten dem Unternehmen vertrauen. Da haben sie sich getäuscht." Das Urteil der Jury sei "sonnenklar: Monsanto muss sein Verhalten ändern", sagte ein weiterer Anwalt, Brent Wisner. "Bayer hat einen Fehler gemacht."
Die Anwälte sprachen von einem "historischen" Strafmaß. Zusätzlich zu der verhängten Schadenersatzzahlung von zwei Milliarden Dollar (1,78 Milliarden Euro) würden 55 Millionen Dollar (49 Millionen Euro) an weiteren Entschädigungszahlungen fällig, sagte Wisner.
Die Jury habe firmeninterne Dokumente einsehen können, aus denen hervorgehe, dass Monsanto "niemals irgendein Interesse daran hatte, herauszufinden, ob Roundup sicher ist". Anstatt in "korrekte Wissenschaft" zu investieren, habe das Unternehmen sein Geld in Angriffe auf die Wissenschaft gesteckt, die "ihren Businessplan bedrohte", sagte Wisner weiter.
Bayer teilte mit, der Konzern sei von der Entscheidung der Jury "enttäuscht". Es stehe in direktem Widerspruch zu der Einschätzung der US-Umweltschutzbehörde EPA, die erst vergangenen Monat im Rahmen der vorläufigen Zulassungsüberprüfung veröffentlicht wurde. "Nach Auffassung der EPA sowie weiterer führender Regulierungsbehörden sind glyphosatbasierte Produkte bei sachgerechter Anwendung sicher und Glyphosat ist nicht krebserregend", betonte das Unternehmen. Diese Einschätzungen basierten auf Erkenntnissen aus 40 Jahren umfangreicher wissenschaftlicher Forschung.
Monsanto war zuvor bereits in zwei Prozessen zu dutzenden Millionen Euro Schadenersatz verurteilt worden. Bayer hatte Monsanto im vergangenen Jahr für rund 56 Milliarden Euro gekauft und steht deshalb massiv unter Druck. in den USA sind nach Unternehmensangaben noch 13.400 weitere Klagen gegen Monsanto anhängig.
Das Urteil in Oakland fiel kurz nach Bekanntwerden von Listen mit Kritikern von Monsanto, die eine PR-Agentur für das Unternehmen in europäischen Ländern angelegt hatte. Kritische Politiker, Wissenschaftler und Journalisten wollte der Saatgutkonzern laut Bericht des französischen Senders France 2 "erziehen", besonders hartnäckige Gegner sogar "überwachen". Bayer entschuldigte sich bei den Betroffenen und betonte, keine Kenntnis davon gehabt zu haben.
Der Aktienkurs von Bayer fiel bis Dienstagmittag um mehr als zwei Prozent auf etwas über 55 Euro. Seit dem Kauf von Monsanto ist der Börsenwert des Leverkusener Chemiekonzerns damit um fast 45 Prozent geschrumpft. Die Aktionäre hatten Konzernchef Werner Baumann bei der Hauptversammlung Ende April daher die Entlastung verweigert. Der Aufsichtsrat sprach Baumann aber sein Vertrauen aus.
(M.Dorokhin--DTZ)