Rückwärtsgang für Uber an der Wall Street
Rückwärtsgang statt Tempostart: Das Börsendebüt von Uber ist für den US-Fahrdienstvermittler überaus enttäuschend verlaufen. Die Aktie sackte an ihrem ersten Handelstag am Freitag in New York um satte 7,62 Prozent ab - vom Ausgabepreis von 45 Dollar auf 41,57 Dollar.
Mit strahlenden Gesichtern hatten Uber-Chef Dara Khosrowshahi und ein Team von Mitarbeitern entsprechend der Wall-Street-Tradition am Freitag die Glocke zur Börsenpremiere geläutet. Das Lächeln erstarrte dann aber angesichts des sinkenden Aktienkurses schnell. Der schwache Start spiegelt die Zweifel vieler Finanzmarktinvestoren am Geschäftsmodell des Unternehmens Uber wider, das tief in den roten Zahlen steckt.
Der Start der Uber-Aktie sei eine "große Enttäuschung", sagte der Analyst Matt Kennedy von Renaissance Capital. Er nannte die großen Verluste des Unternehmens als Ursache. "Dem Silicon Valley sind Verluste vielleicht egal, aber der Wall Street nicht", sagte Kennedy unter Bezug auf das kalifornische High-Tech-Mekka, aus dem Uber stammt.
Mit dem 45-Dollar-Ausgabepreis der Aktie war der Marktwert des erst zehn Jahre alten Unternehmens auf mehr als 82 Milliarden Dollar veranschlagt worden. Uber sammelte mit der Notierung 8,1 Milliarden Dollar frisches Geld ein. Es war eines der bislang größten Börsendebüts eines Technologie-Unternehmens.
Die Zweifel am Geschäftsmodell der auf Smartphone-Apps basierenden Fahrdienstvermittler hatten sich allerdings bereits beim Börsengang von Lyft - dem zweitgrößten Unternehmen der jungen Sparte - bemerkbar gemacht. Lyft hat seit seinem Börsendebüt Ende März mehr als 15 Prozent an Wert verloren.
Genährt wurden die Zweifel an den Zukunftsperspektiven der neuartigen Fahrdienste auch durch die Streiks von Tausenden ihrer Fahrer am vergangenen Mittwoch in den USA. Uber wie Lyft sehen in den Fahrern keine Angestellten, sondern unabhängige Vertragspartner. Die Streikenden forderten nicht nur eine höhere Beteiligung an den Einnahmen, sondern auch eine bessere Absicherung dagegen, aus dem Pool der Fahrer gestrichen zu werden.
Rund 60.000 Uber-Fahrer in den USA hatten zudem in einem Schlichtungsverfahren eine Änderung ihres Status verlangt. Mit der Mehrheit von ihnen konnte das Unternehmen jedoch nach eigenen Angaben kurz vor dem Börsenstart eine Einigung erzielen. Die Vereinbarung werde das Unternehmen inklusive Anwaltskosten zwischen 146 und 170 Millionen Dollar kosten. Uber teilte jedoch auch mit, dass es nicht plane, am Status der Fahrer etwas zu ändern.
Um in die schwarzen Zahlen zu kommen, diversifiziert Uber seine Aktivitäten. Das Unternehmen lässt Essen ausliefern, will sich am neuen Trend der Elektroroller beteiligen und zudem eine führende Rolle bei selbstfahrenden Autos spielen. Auch arbeitet Uber an einem Zukunftsprojekt, um in den Städten Passagiere durch die Luft transportieren zu lassen.
(W.Budayev--DTZ)