Uber nimmt vollen Kurs auf die Wall Street
Der US-Fahrdienstvermittler Uber nimmt vollen Kurs auf die Wall Street: Das Unternehmen setzte den Ausgabepreis seiner Aktien am Donnerstag auf 45 Dollar (rund 40 Euro) fest und kam damit auf eine Gesamtbewertung von zunächst über 82 Milliarden Dollar. Am Freitag sollen die Papiere erstmals an der New Yorker Börse gehandelt werden - Konzernchef Dara Khosrowshahi persönlich wird die Glocke an der Wall Street läuten.
Der Börsengang des US-Branchenführers war mit Spannung erwartet worden. Er gilt als Meilenstein für die junge Branche der auf Smartphone-Apps basierenden Fahrtvermittlungsdienste. Doch es sind stürmige Zeiten für Uber und der Börsengang ist mit Unsicherheiten behaftet.
Am Mittwoch etwa trübten Streiks und Proteste tausender Fahrer mehrerer Fahrdienstvermittler in den USA den Gang aufs Parkett, außerdem hatte der Konkurrent und zweitgrößte Anbieter Lyft kürzlich einen holprigen Börsenstart hingelegt - dessen Papiere verloren seit dem Start bereits rund 15 Prozent an Wert.
Uber sammelt mit der Notierung nun über acht Milliarden Dollar frisches Geld ein. Der Ausgabepreis der Aktien lag aber unter manchen der vorherigen Schätzungen. Uber selbst hatte Ende April eine Preisspanne von 44 bis 50 Dollar genannt. Einst liebäugelte das Unternehmen mit einer Gesamtbewertung von mehr als hundert Milliarden Dollar.
Nachdem Konkurrent Lyft mit 72 Dollar pro Aktie an den Start gegangen war, lag das Papier zuletzt bei nur noch rund 55 Dollar. Uber setzte seinen Ausgabepreis damit nun unter den aktuellen Lyft-Kurs. Dies sei eine "schlaue und umsichtige Strategie" und zeige, dass Uber "von seinem ’kleinen Bruder’ Lyft und dessen Erfahrungen" gelernt habe, sagte Analyst Daniel Ives von Wedbush Securities.
Für Uber ist die Vermittlung von Fahrtangeboten zwar das Kerngeschäft. Allerdings hat sich das Unternehmen seit seiner Gründung vor zehn Jahren inzwischen breiter aufgestellt: Uber bietet auch den Transport von Fracht und Essenslieferungen an. Auch bei der Entwicklung selbstfahrender Autos strebt das Unternehmen eine Führungsrolle an.
Scharfe Kritik am Geschäftsmodell kam zuletzt aber von den eigenen Fahrern, die ihren Status als selbständige Auftragnehmer kritisieren und unter anderem eine höhere Beteiligung an den Einnahmen der Plattform fordern. "Investiert in unser Leben - Nicht in deren Aktien", stand auf Schildern einer Protestgruppe vor der Wall Street.
Uber teilte nun am Donnerstag mit, sich mit der Mehrheit der rund 60.000 Fahrer geeinigt zu haben, die gegen ihren Status bei dem Unternehmen vorgegangen sind. Die Kosten dieser Einigungen bezifferte Uber auf bis zu 170 Millionen Dollar. An dem grundsätzlichen Modell will Uber jedoch festhalten.
(Y.Ignatiev--DTZ)