Gewerkschaft stimmt unter Bedingungen für Abspaltung der Siemens-Kraftwerksparte
Die Abspaltung des Kraftwerkgeschäfts von Siemens betrifft laut Gewerkschaftsangaben in Deutschland fast 20.000 Mitarbeiter an 20 Standorten. Wie die IG Metall am Mittwoch mitteilte, stimmte die Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat den Plänen angesichts der "wirtschaftlichen Gesamtsituation" zu. "Es entsteht ein Unternehmen, das trotz mancher Unwägbarkeiten insgesamt die besseren Perspektiven für die Beschäftigten bietet", erklärte Jürgen Kerner, Hauptkassierer der IG Metall und Siemens-Aufsichtsrat.
Für ihre Zustimmung setzten Betriebsrat und Gewerkschaft den Angaben zufolge einige Bedingungen durch. Demnach wird das Unternehmen seinen Firmensitz in Deutschland haben. Das Abkommen zur Standort- und Beschäftigungssicherung schließe betriebsbedingte Kündigungen aus. Auch bleibe das künftige Unternehmen tarifgebunden, übernehme die betriebliche Altersversorgung und behalte sämtliche Mitbestimmungsstrukturen.
Ferner verpflichte sich der Vorstand, Innovationen mit Hilfe von Investitionen voranzutreiben und darüber hinaus einen Innovationsfonds analog zum Mutterkonzern einzurichten, wie die IG Metall mitteilte. Dadurch seien die Mitarbeiter erst einmal abgesichert.
Siemens veröffentlichte am Mittwoch die neuen Unternehmenszahlen. Demnach stieg der Umsatz im zweiten Quartal um vier Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 20,9 Milliarden Euro. Der Gewinn ging um fünf Prozent auf 1,9 Milliarden Euro zurück. Dabei sanken die Umsätze der Kraftwerksparte um vier Prozent auf 2,8 Milliarden Euro. Die Windkraft-Tochter Siemens Gamesa konnte den Umsatz hingegen um sieben Prozent auf 2,4 Milliarden Euro steigern.
Siemens hatte am Dienstag angekündigt, seine angeschlagene Kraftwerksparte Power and Gas an die Börse bringen zu wollen. Dafür soll die Sparte mit Siemens Gamesa fusionieren. Nach der Abspaltung soll die neue Firma 80.000 Mitarbeiter und ein Geschäftsvolumen von 30 Milliarden Euro haben.
Die Kraftwerkssparte kämpft mit Überkapazitäten wegen der schwachen globalen Nachfrage nach großen Turbinen. Trotz eines 2017 beschlossenen Sparprogramms und neuer Großaufträge blieb die Sparte eines der Sorgenkinder des Vorstands.
Siemens will die Mehrheit an dem neuen Unternehmen an die eigenen Aktionäre abgeben. Allerdings will der Konzern auch langfristig Einfluss behalten. Deshalb soll der eigene Anteil anfänglich bei etwas weniger als 50 Prozent liegen und die Sperrminorität von 25 Prozent nicht unterschreiten. Über die Abspaltung und spätere Börsennotierung sollen die Aktionäre auf einer außerordentlichen Hauptversammlung entscheiden, voraussichtlich im Juni 2020.
(A.Stefanowych--DTZ)