Vergleichstest: Diesel kann klimaschädlicher als Benziner sein
Eine neue Studie der Forschungsorganisation International Council on Clean Transportation (ICCT) widerspricht der Aussage, Dieselautos seien weniger klimaschädlich als Benziner. "Wie unsere Messungen für den VW Golf beispielhaft zeigen, kann ein moderner Benziner-Pkw - zumindest in der beliebten Golf-Klasse - niedrigere CO2-Emissionen aufweisen als ein vergleichbares Dieselmodell", sagte ICCT-Direktor Peter Mock der Nachrichtenagentur AFP. "Und dies zu einem deutlich niedrigeren Verkaufspreis."
Konkret verglich der ICCT zwei Golf-Modelle der Euronorm 6, die sich in den wichtigsten Eigenschaften ähneln. Sowohl im Labor als auch unter realen Bedingungen auf der Straße stieß die Benziner-Variante dabei weniger Kohlendioxid aus als der Diesel. Im Labor waren es für den Diesel 139 Gramm CO2 je Kilometer, für den Benziner 126 Gramm im aktuellen Testzyklus WLTP. Auf öffentlichen Straßen lagen die Emissionen des Diesel je nach Strecke zwischen 148 und 163 Gramm, für den Benziner zwischen 140 und 157 Gramm.
Die Fahrzeughersteller gäben für die meisten Diesel niedrigere Verbrauchswerte an als für vergleichbare Benziner, erklärten die Autoren der ICCT-Studie. Obwohl Dieselmotoren den Kraftstoff prinzipiell effizienter nutzen, machten das höhere Gewicht und die aufwendigere Abgasnachbehandlung diesen Vorteil aber wieder zunichte. Zudem sind Dieselmotoren in der Herstellung teurer als Benzinmotoren. Im Fall der beiden getesteten VW Golf lag der Listenpreis für den Diesel-Pkw um etwa 3400 Euro höher als für den Benzin-Pkw.
"In Anbetracht der Tatsache, dass moderne Diesel-Pkw keinen nennenswerten CO2-Vorteil aufweisen, insbesondere nicht im Vergleich mit Hybrid- oder Elektrofahrzeugen, sollte die Bundesregierung die steuerliche Subventionierung von Dieselkraftstoff auf den Prüfstand stellen", empfahl der ICCT.
In Deutschland liegt die Steuer für Dieselkraftstoff um knapp 30 Prozent niedriger als für Benzin. In der Folge entgehen dem deutschen Staat jährlich geschätzt sieben Milliarden Euro an Steuereinnahmen. Andere europäische Länder wie beispielsweise Großbritannien und die Schweiz haben dieses Diesel-Privileg schon abgeschafft.
(L.Møller--DTZ)