Bis zu Gerichtsprozess gegen Ex-VW-Chef Winterkorn werden noch Monate vergehen
Bis zum Beginn eines möglichen Gerichtsprozesses gegen den ehemaligen VW-Chef Martin Winterkorn werden noch "mehrere Monate" vergehen. Wie das Landgericht Braunschweig am Dienstag mitteilte, müssen zunächst fast 700 Seiten Anklageschrift und 75.000 Seiten Ermittlungsakten der Staatsanwaltschaft geprüft werden. Auch die Verteidiger der insgesamt fünf Angeklagten erhalten nun die Gelegenheit, sich zu der Anklageschrift zu äußern und Einwände beziehungsweise Beweisanträge einzubringen.
Bevor die Wirtschaftsstrafkammer das Hauptverfahren eröffnet, muss sie sich davon überzeugen, dass "eine spätere Verurteilung der Angeschuldigten mit den vorhandenen zulässigen Beweismitteln wahrscheinlich erscheint", wie das Gericht weiter mitteilte. Entscheidet der Vorsitzende der Strafkammer, dass der Verdacht gegen Winterkorn und seine Mitangeklagten stark genug ist, werden insgesamt drei Berufsrichter und zwei Schöffen über deren Schicksal entscheiden.
Winterkorn und vier weitere "Führungskräfte" des VW-Konzerns sind unter anderem wegen schweren Betrugs angeklagt. Dafür gibt ist in Deutschland ein Strafmaß zwischen einem halben und zehn Jahren Haft vorgesehen. Winterkorn soll schon Ende Mai 2014 von den Abgasbetrügereien bei Dieselautos gewusst haben, aber bis der Skandal im September 2015 publik wurde nichts dagegen unternommen haben.
Die Anklage könnte auch Auswirkungen auf die Klagen zehntausender Dieselkäufer gegen Volkswagen haben. "Durch die Anklageerhebung gegen Winterkorn haben sich die Chancen der getäuschten Käufer, erfolgreich Schadensersatz einzufordern, noch einmal stark erhöht", erklärte der Rechtsanwalt und ehemalige Bundesinnenminister Gerhart Baum (FDP).
(N.Loginovsky--DTZ)