Grüne sehen steigende Milliarden-Angebote der 5G-Auktion skeptisch
Die Grünen sehen die steigenden Milliarden-Angebote bei der Versteigerung der Frequenzen für den neuen Mobilfunkstandard 5G kritisch. "Je mehr Geld die Netzbetreiber bei der Versteigerung ausgeben, desto höher werden die 5G-Tarife und um so schleppender wird der Mobilfunkausbau verlaufen", sagte Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer den Zeitungen der Funke Mediengruppe vom Dienstag. "Jetzt ist gut mit dem Überbieten und die Firmen sollten zum Ende kommen."
Die 5G-Auktion hatte am 19. März begonnen. Inzwischen haben die Bieter - Deutsche Telekom, Vodafone, Telefónica (O2) und United Internet (1&1) - ihre Gebote auf mehr als 5,3 Milliarden Euro gesteigert. Zuletzt hatte das Wettbieten auf die 41 Frequenzpakete allerdings an Schwung verloren. Die Unternehmen boten jeweils nur noch auf einzelne Blöcke. Theoretisch könnten sie aber auf alle Blöcke gleichzeitig bieten.
Die Versteigerung findet unter strengen Sicherheitsvorkehrungen bei der Bundesnetzagentur in Mainz statt. Vertreter der Unternehmen geben in getrennten Räumen in einem abgeschirmten Netzwerk gleichzeitig ihre Gebote für die Blöcke ab. Eine Auktionsrunde dauert maximal eine Stunde. Die Auktion läuft so lange, bis es für keinen Block mehr ein höheres Gebot gibt - am Dienstagmorgen überschritten die Firmen die Marke von 200 Runden.
In der Schweiz waren 5G-Frequenzen im Februar für umgerechnet 335 Millionen Euro versteigert worden. Grünen-Fraktionsvize Krischer bezeichnete das als "realistische Preise". "Wenn man die Größenverhältnisse der Länder betrachtet, hätte in Deutschland bei drei Milliarden Euro Schluss sein müssen."
Krischer forderte, die Einnahmen aus der Auktion müssten "zielgerichtet für den Mobilfunkausbau in ländlichen Räumen eingesetzt werden" und dürften nicht "wie geplant größtenteils im Bundeshaushalt versickern". Die Bundesregierung wolle das Geld für den Breitbandausbau nutzen. Dafür gebe es aber das Bundesförderprogramm Breitbandausbau, bei dem schon bislang Milliardensummen ungenutzt blieben.
Bei der Versteigerung 2015 lagen die Einnahmen des Bundes nach 181 Bieterrunden bei fünf Milliarden Euro. 2010 brauchten die Bieter 224 Runden. Die Frequenzen gingen letztlich für 4,4 Milliarden Euro an die Höchstbietenden. Im Jahr 2000 waren sogar mehr als 50 Milliarden Euro zusammengekommen.
Die derzeit zum Verkauf stehenden Frequenzen eignen sich insbesondere für die Versorgung von Innenstädten und Industrieanlagen. Es wird noch Jahre dauern, bis der neue Mobilfunkstandard in der Breite ankommen wird. 5G verspricht eine mindestens zehn Mal höhere Datenübertragungsrate als der bisherige Standard LTE sowie deutlich geringere Reaktionszeiten.
(Y.Ignatiev--DTZ)