Deutsche Tageszeitung - EU-Einigung für Handelsverhandlungen mit USA nach wochenlanger Blockade

EU-Einigung für Handelsverhandlungen mit USA nach wochenlanger Blockade


EU-Einigung für Handelsverhandlungen mit USA nach wochenlanger Blockade
EU-Einigung für Handelsverhandlungen mit USA nach wochenlanger Blockade / Foto: ©

Nach wochenlanger Blockade Frankreichs gibt es eine Einigung auf Verhandlungen für ein Handelsabkommen der EU mit den USA. Die 28 EU-Länder verständigten sich am Donnerstag in Brüssel auf Botschafterebene darauf, die EU-Kommission mit einem entsprechenden Mandat auszustatten, wie die Nachrichtenagentur AFP aus Diplomatenkreisen erfuhr. Frankreich hatte sich lange dagegen gesträubt, gab seinen Widerstand Diplomaten zufolge am Ende jedoch auf.

Textgröße ändern:

Dennoch werde der Pariser Regierungsvertreter bei der finalen Abstimmung am Montag in Luxemburg "möglicherweise als einziger" dagegen stimmen, hieß es aus dem Elysée-Palast. Die Einigung vom Donnerstag wird dann am Rande eines Treffens der EU-Agrarminister ohne begleitende Debatte zur Abstimmung stehen. Eine Sperrminorität gegen die Erteilung des Verhandlungsmandat zeichnet sich Diplomaten zufolge nicht ab.

Die EU will mit der Regierung in Washington verhandeln, um eine weitere Eskalation des Handelsstreits zu verhindern. US-Präsident Donald Trump wirft der EU unfaire Handelspraktiken vor. Er verhängte Strafzölle auf Stahl und Aluminium und drohte mit Aufschlägen auf europäische Autos.

Am Dienstag legte der US-Präsident nach und sprach sich für Strafzölle in Milliardenhöhe wegen europäischer Subventionen für den Flugzeugbauer Airbus aus. Die EU sei gegenüber den USA ein "brutaler Handelspartner", das werde sich jedoch ändern, kündigte er an.

Angesichts des Drucks aus Washington hatte die EU-Kommission bereits vor Monaten vorgeschlagen, Verhandlungen für ein auf Industriegüter beschränktes Handelsabkommen aufzunehmen. Es soll Zölle auf derartige Güter einschließlich Autos aufheben und Handelshemmnisse bei technischen Standards beseitigen. Dienstleistungen und landwirtschaftliche Produkte sollen außen vor bleiben.

Die Mitgliedstaaten konnten sich jedoch lange nicht darauf einigen, die Kommission formell mit einem entsprechenden Mandat auszustatten. Vor dem Hintergrund der Proteste gegen das mittlerweile eingefrorene US-Freihandelsabkommen TTIP trat besonders Frankreich auf die Bremse. Deutschland hingegen drang aus Angst um seine Automobilindustrie auf die Aufnahme von Verhandlungen.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zufolge würde ein Abkommen mit den USA zudem den Verpflichtungen des Pariser Klimaschutzabkommens von 2015 entgegenlaufen. Er sei gegen "jegliches Abkommen" mit Ländern, "die nicht die gleichen Klimaanforderungen haben wie wir". Die USA hatten den Pariser Klimazielen 2017 den Rücken gekehrt.

Frankreich habe nun unter anderem durchgesetzt, dass die Verhandlungen von Prüfungen begleitet werden, um sicherzustellen, dass ein künftiges Abkommen im Einklang mit den Pariser Klimazielen steht, hieß es aus Diplomatenkreisen. Der Mandatsentwurf distanziere sich zudem ausdrücklich vom ungeliebten TTIP-Abkommen.

Der EVP-Spitzenkandidat bei der Europawahl, Manfred Weber (CSU), begrüßte die Einigung. "Wir wollen Handelsabkommen statt Handelskriegen", erklärte er im Kurzbotschaftendienst Twitter.

(L.Møller--DTZ)

Empfohlen

Uniper beginnt mit Rückzahlung von Staatshilfen

Der im Zuge der Energiekrise verstaatlichte Energiekonzern Uniper hat mit der Rückzahlung von Staatshilfen begonnen. Wie das Unternehmen in Düsseldorf am Dienstag bei der Veröffentlichung der Quartalszahlen mitteilte, wurden Ende September dieses Jahres rund 530 Millionen Euro an den Bund überwiesen. Weitere Zahlungen sollen Anfang kommenden Jahres folgen.

Quartalszahlen: Saudi Aramco verzeichnet Gewinneinbruch wegen niedriger Ölpreise

Der saudiarabische Ölkonzern Saudi Aramco hat im dritten Quartal einen Gewinnrückgang von 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet. Der Einbruch "war hauptsächlich auf die Auswirkungen niedrigerer Rohölpreise und nachlassender Raffineriemargen zurückzuführen", erklärte der Konzern am Dienstag. Trotz Produktionskürzungen und der sich verschärfenden Konflikte im Nahen Osten blieben die Rohölpreise zuletzt auf einem niedrigem Niveau.

Tesla in Grünheide erhöht Löhne um vier Prozent

Die rund 12.000 Beschäftigten des US-Autobauers Tesla im brandenburgischen Grünheide bekommen mehr Lohn. Wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte, werden die Gehälter ab 1. November um vier Prozent erhöht. Das sei den Mitarbeitenden auf einer internen Versammlung mitgeteilt worden. Es ist den Angaben nach bereits die zweite Gehaltserhöhung in diesem Jahr, nachdem die Jahresentgelte in der Produktion im Februar pauschal um 2500 Euro gestiegen waren.

Arbeitsagenturen beraten deutlich mehr internationale Arbeitskräfte

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) hat knapp ein Jahr nach der Reform des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes erste Erfolge festgestellt. Wie die BA in Nürnberg am Dienstag mitteilte, berieten die Arbeitsagenturen bereits im vergangenen Jahr deutlich mehr ausländische Arbeitskräfte und erteilten mehr Arbeitsmarktzulassungen als ein Jahr zuvor. Kritik übte die BA derweil an den weiterhin komplizierten Anerkennungsverfahren und mangelnder Digitalisierung.

Textgröße ändern: