Uber hofft bei Börsengang auf 100-Milliarden-Dollar-Bewertung
Ungeachtet millionenschwerer Quartalsverluste könnte der US-Fahrdienstvermittler Uber bei seinem Börsengang zur 100-Milliarden-Dollar-Firma aufsteigen. Wie das "Wall Street Journal" am Mittwoch berichtete, peilt Uber einen Ausgabepreis zwischen 48 und 55 Dollar je Aktie an. Der Gesamtwert des Unternehmens, das bei zahlreichen Mobilitätsdiensten der Zukunft mitmischt und in Deutschland vor allem bei etablierten Taxiunternehmen Existenzängste schürt, würde damit zwischen 90 und 100 Milliarden Dollar liegen.
Laut "Wall Street Journal" will Uber voraussichtlich im Mai an die Börse und am Donnerstag Details dazu veröffentlichen. Geplant ist demnach, mit der Ausgabe von Anteilsscheinen zehn Milliarden Dollar von Investoren einsammeln.
Mit der 100-Milliarden-Bewertung würde Uber unterhalb der geschätzten 120 Milliarden Dollar bleiben, die einige Investmentbanker zuletzt ins Spiel gebracht hatten. Dennoch würde sich der Fahrdienstvermittler mit Abstand an die Spitze der großen Tech-Startups setzen, die derzeit Richtung Wallstreet äugen oder den Börsengang bereits hinter sich haben. Uber wurde erst 2009 gegründet und gilt als das größte dieser sogenannten Einhörner, die mit mehr als einer Milliarde Dollar bewertet werden.
Der Uber-Konkurrent Lyft - vom Börsenwert her rund 20 Milliarden Dollar schwer - hatte sein Debüt an der Wall Street erst Ende März vollzogen und nach anfänglichen Kursgewinnen zuletzt eine eher glanzlose Entwicklung hingelegt. Am Mittwoch notierten die Papiere des Fahrdienstvermittlers, der wie Uber per Smartphone-App Kunden mit Fahrern zusammenbringt und bislang vor allem Verluste einfährt, rund zehn Prozent unterhalb des Ausgabepreises von 72 Dollar.
"Uber wird auf jeden Fall mit Lyft in eine Schublade gesteckt, also können sie bei der Bewertung nicht zu aggressiv sein", kommentierte Analyst Matt Kennedy von Renaissance Capital. "Es ist aber möglich, dass der Druck auf Lyft auch damit zusammenhängt, dass Investoren stattdessen lieber Uber mitnehmen wollen."
Dabei müssen sowohl Lyft als auch Uber ihre hochfliegenden Bewertungen noch durch weiteres Wachstum rechtfertigen. Ubers Hauptaktivität ist nach wie vor die Vermittlung von Fahrangeboten. Das Unternehmen ist damit in mehr als 60 Ländern aktiv.
In Deutschland, wo die Dienste Ubers bislang nur eingeschränkt möglich sind, will die Bundesregierung derzeit den Fahrdienstmarkt weiter öffnen und plattformbasierten Mobilitätsangeboten durch einen Modernisierung des Personenbeförderungsrechts den Weg ebnen. Dadurch sollen Verbraucher mehr Flexibilität erhalten. Die Pläne von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) stoßen bei klassischen Taxiunternehmen allerdings auf wütenden Protest - erst am Mittwoch gab es Demonstrationen in mehren Städten.
Uber strebt darüberhinaus auch bei der Entwicklung selbstfahrender Autos eine Führungsrolle an. Die autonomen Fahrzeuge gelten innerhalb der Automobilindustrie als Schlüsseltechnologie. Aktiv ist Uber auch im Geschäft mit Elektro-Tretrollern. Erst am Mittwoch kündigte das Unternehmen eine E-Scooter-Offensive für die französische Hauptstadt Paris an.
Ubers Ruf als Unternehmen hatte in den vergangenen Jahren indes durch zahlreiche Berichte über Sexismus und Aggressionen am Arbeitsplatz gelitten. Uber-Chef Dara Khosrowshahi, der den Posten im August 2017 vom umstrittenen Firmengründer Travis Kalanick übernahm, will die Unternehmenskultur grundlegend reformieren.
Für das vierte Quartal 2018 verbuchte Uber einen Verlust von 865 Millionen Dollar. Im gleichen Zeitraum ein Jahr zuvor waren es minus 1,1 Milliarden Dollar. Der Umsatz stieg binnen eines Jahre um 25 Prozent auf drei Milliarden Dollar.
(M.Dorokhin--DTZ)