Berufsbildungsbericht mit Licht und Schatten
Licht und Schatten gibt es im neuen Berufsbildungsbericht, den Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU) am Mittwoch in Berlin vorstellte. Einerseits nahm demnach 2018 die Zahl der Ausbildungsverträge im Jahresvergleich um 1,6 Prozent auf 531.000 zu. Andererseits stieg aber auch die Zahl der Menschen zwischen 20 und 34 Jahren ohne Berufsausbildung erneut leicht an auf einen Rekordstand von 2,12 Millionen.
Die Zahl der angebotenen Ausbildungsstellen stieg demnach 2018 ebenfalls und zwar um 2,9 Prozent auf 589.100. Daraus ergibt sich eine deutliche Zunahme der unbesetzten Stellen um 17,7 Prozent auf 57.700. Dem standen allerdings zum Stichtag 30. September 2018 nicht nur 24.600 noch unversorgte junge Menschen auf der Suche gegenüber sondern zudem 54.100, die zwar eine Alternative gefunden hatten, aber gleichwohl weiter auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz waren.
"Die Lage auf dem Ausbildungsmarkt ist weiter gut", sagte dazu Karliczek. Die steigende Zahl neuer Ausbildungsverträge beweise "die Attraktivität der Ausbildung". Diese biete Jugendlichen "einen qualitativ hochwertigen Bildungsweg, der einem Studium in nichts nachsteht", hob die Ministerin hervor. Auch würden fast drei Viertel aller Auszubildenden anschließend im selben Betrieb übernommen.
Allerdings bleibe die Zusammenführung von Angebot und Nachfrage "die wichtigste Herausforderung in den nächsten Jahren", räumte Karliczek ein. Gerade Kleinbetriebe hätten immer mehr Schwierigkeiten, geeignete Bewerber zu finden.
Die SPD drängte angesichts der Rekordzahl der Menschen ohne Berufsausbildung auf die im Koalitionsvertrag vereinbarte Novelle des Berufsbildungsgesetzes. Die Regierung müsse damit endlich "die Berufsausbildung modernisieren und Verbesserungen für die Auszubildenden umsetzen", forderte die zuständige SPD-Berichterstatterin Yasmin Fahimi. Die wachsende Zahl gerade jüngerer Menschen ohne Berufsabschluss kritisierte sie als "sozial unhaltbaren Zustand".
"Die steigende Zahl junger Ungelernter ist ein Alarmsignal", erklärte auch der FDP-Bildungsexperte Jens Brandenburg. Er warf der Regierung vor, sie habe viel zu lange "die berufliche Bildung links liegen lassen". Kritik übte Brandenburg an den Plänen für eine Mindestausbildungsvergütung. Er warnte, diese könne gerade Ausbildungsplätze für Menschen mit geringer Vorqualifikation vernichten.
Besonders hoch war der Anteil der jungen Menschen ohne Berufsabschluss demnach bei Migranten, was aber dem Bericht zufolge allenfalls zu einer geringfügigen Verzerrung der Gesamtergebnisse führt. Auf der anderen Seite stieg auch die Zahl von Bewerbern mit Fluchthintergrund, die einen Ausbildungsvertrag abschließen konnten, auf 13.972 an.
Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) wertete in Berlin die gestiegene Zahl der Ausbildungsverträge insgesamt als "ein Zeichen für die unternehmerische Verantwortung für die junge Generation". Sorgen bereite jedoch der Anstieg der unbesetzten Ausbildungsstellen mit Blick auf die Sicherung von Fachkräften. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) verwies hier ebenfalls auf die besonders schwierige Lage kleinerer Betriebe.
Die Grünen-Bildungsexpertin Beate Walter-Rosenheimer verlangte zusätzliche Anstrengungen, um das "Matching" zwischen Angebot und Nachfrage zu verbessern. Zudem plädierte sie für kostengünstige Azubi-Tickets im Nahverkehr sowie Wohnplätze für Auszubildende, um die Attraktivität beruflicher Ausbildung zu erhöhen.
(N.Loginovsky--DTZ)