Klöckner wirbt für "passgenaue" Düngung auf den Feldern
Im Ringen um die Reduzierung der Nitratbelastung im Grundwasser soll künftig eine bedarfsgerechtere Düngung der Felder helfen. "Alle sind sich einig: Wir wollen ein sauberes Grundwasser haben", sagte Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) am Montag nach einem Treffen mit dem Umweltministerium, den jeweiligen Länderministern der beiden Ressorts sowie Vertretern der Wasserwirtschaft sowie Umwelt- und Bauernverbänden in Berlin. Zugleich gebe es "Zielkonflikte" - denn auf der anderen Seite "wollen wir Pflanzen, die richtig ernährt sind".
Nötig sei deshalb eine "passgenaue Düngung", sagte Klöckner. Am meisten sei bei dem "konstruktiven" Treffen über die pauschale Reduzierung der Düngung um 20 Prozent in belasteten Gebieten gesprochen worden, die bei Bauern zuletzt zu Warnungen vor einer Unterversorgung von Kulturpflanzen geführt hatte.
Wenn pauschal für alle Ackerkulturen und in allen sogenannten roten Gebieten mit einer erhöhten Nitratbelastung dieses Minus von 20 Prozent angelegt werde, "dann würde das in einigen Regionen zu einer nicht-fachlichen Unterernährung von Pflanzen führen", sagte Klöckner. Nötig sei aber eine "Fachlichkeit im Detail" und der Blick auf besonderen Länderbegebenheiten - auch weil die neue Düngeverordnung durch den Bundesrat müsse.
Florian Pronold (SPD), Staatssekretär im Bundesumweltministerium, sagte, dass es nun "zeitnah" eine Novellierung der Düngeverordnung geben müsse. Am Freitag sollen dafür Staatssekretäre aus dem Landwirtschafts- und dem Umweltministerium von Svenja Schulze (SPD) bei der Brüsseler EU-Kommission weitere Gespräche zu dem Thema führen. Eine Novellierung der Düngeverordnung muss bis spätestens Mai 2020 unter Dach und Fach sein, inklusive des Bundesratsverfahrens.
Hintergrund ist, dass der Europäische Gerichtshof (EuGH) Deutschland im vergangenen Jahr wegen zu hoher Nitratwerte verurteilt hatte. Es drohen hohe Strafzahlungen von mehr als 800.000 Euro pro Tag.
Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) erklärte, Trinkwasser sei "das Lebensmittel Nummer eins". Wenn es darum gehe, Gesetze und Verordnungen zu überarbeiten, müsse "die Sicherung der Ressourcen für die Trinkwasserversorgung an erster Stelle stehen", erklärte VKU-Vizepräsident Karsten Specht, der an dem Treffen im Landwirtschaftsministerium teilgenommen hatte.
Nun sei gemeinsam ein Prozess angeschoben worden, "der unsere Trinkwasserressourcen schützt und den Vorgaben der Nitratrichtlinie entspricht." Zügig nötig sei eine "vollständige Transparenz im Düngesystem". Zudem müssten die Bundesländer ermächtigt werden, mit wirkungsvolleren Maßnahmen in den roten Gebieten gegenzusteuern". "Wir müssen den Boden auf eine Schlankheitskur setzen", forderte Specht.
Martin Weyand vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) mahnte, es sei jetzt "lange genug diskutiert und beraten" worden. Es müsse nun "endlich einen nachhaltigen Gewässerschutz geben", der nicht durch "Ausnahmetatbestände oder Schlupflöcher unterlaufen werden" dürfe.
(A.Stefanowych--DTZ)