EU will Standards bei "vertrauenswürdiger" Künstlicher Intelligenz setzen
Die EU will bei der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI) ethische Standards setzen. Die EU-Kommission veröffentlichte am Montag Leitlinien einer Expertengruppe, die Grenzen für den Einsatz solcher selbst lernenden Systeme setzen sollen. Angesichts des Rückstands bei der Technik gegenüber China und den USA sieht die EU "vertrauenswürdige KI" gleichzeitig als einen möglichen Wettbewerbsvorteil für europäische Anbieter.
Künstliche Intelligenz stützt sich auf die Auswertung großer Datenmengen und maschinelles Lernen, bei dem Programme und Algorithmen sich selbst weiterentwickeln. KI gilt deshalb als Zukunftstechnologie etwa bei selbstfahrenden Autos oder in der Medizin, aber auch in der Strafverfolgung und Videoüberwachung und bei autonom handelnden Kampf- und Verteidigungssystemen im Militärbereich.
"Ethische KI ist ein Win-Win-Vorschlag, der für Europa ein Wettbewerbsvorteil werden kann", sagte der Vizepräsident der EU-Kommission, Andrus Ansip. Europa könne damit die Führung bei "auf den Menschen konzentrierter KI" übernehmen, "der Menschen vertrauen können".
KI-Systeme müssten "gerechten Gesellschaften dienen, indem sie das menschliche Handeln und die Wahrung der Grundrechte unterstützen", hießt es in den nun veröffentlichten Leitlinien. "Keinesfalls" dürfe KI "die Autonomie der Menschen verringern, beschränken oder fehlleiten".
Zudem dürften über Bürger gesammelte Daten nicht dazu verwendet werden, Schaden anzurichten oder diese zu diskriminieren. Die Leitlinien verlangen auch eine Rechenschaftspflicht für KI-Systeme, deren Weiterentwicklung rückverfolgbar bleiben müsse. Außerdem müssten Algorithmen auch in der Lage sein, mit Fehlern oder Unstimmigkeiten umzugehen.
Die EU-Kommission will nun eine Pilotphase mit der Industrie starten, in der die ausgearbeiteten Schlüsselanforderungen an KI getestet werden. Zudem will die EU versuchen, internationale Standards mit "gleichgesinnten Partnern" wie Japan, Kanada oder Singapur festzulegen und setzt auch auf weitere Gespräche mit der G7- und G20-Gruppe der großen Industrie- und Schwellenländer.
Die Leitlinien werden Teil der vor einem Jahr veröffentlichten KI-Strategie der Kommission werden. Sie zielt darauf, die öffentlichen und privaten Investitionen in diesem Bereich auf mindestens 20 Milliarden Euro über das nächste Jahrzehnt zu steigern.
Der Expertengruppe gehörten insgesamt 52 Vertreter an. Neben Wissenschaftlern zählten zu ihr auch zahlreiche Industrievertreter, etwa vom Luftfahrt- und Rüstungskonzern Airbus, Telekommunikationsfirmen sowie Computer- und Softwareunternehmen wie IBM oder Google.
(N.Loginovsky--DTZ)