Boeing senkt Produktion von Baureihe 737 nach Unglücken mit fast 350 Toten
Nach den Abstürzen zweier Boeing-Flugzeuge vom Typ 737 MAX fährt der US-Hersteller die Produktion von Maschinen der Baureihe 737 um fast 20 Prozent zurück. Die Produktion werde ab Mitte April monatlich um zehn Exemplare auf 42 Flugzeuge pro Monat gesenkt, teilte Boeing am Freitag mit. Zudem werde ein neues Gremium eingesetzt, das die firmeninternen Strategien bei der Entwicklung und dem Entwurf von Flugzeugen überarbeiten solle.
Bei diesem Produktionsniveau könne die Zahl der Arbeitsplätze auf dem "aktuellen Niveau" bleiben, teilte Boeing nach Börsenschluss an der Wall Street weiter mit. Der US-Hersteller hat bereits mehrere tausend Modelle der 737 MAX verkauft, die in den kommenden Jahren ausgeliefert werden sollen. Der Boeing-Kurs sank nach der Ankündigung im nachbörslichen Handel um 2,3 Prozent.
Am 10. März war eine 737 MAX 8 der Ethiopian Airlines in Äthiopien kurz nach dem Start abgestürzt, alle 157 Menschen an Bord kamen ums Leben. Im Oktober verunglückte eine Maschine des gleichen Typs vor der indonesischen Insel Java, alle 189 Insassen starben.
Seit mehr als drei Wochen müssen alle Flugzeuge des Typs 737 MAX am Boden bleiben. Als Ursache beider Abstürze steht die Steuerungssoftware MCAS (Maneuvering Characteristics Augmentation System) im Verdacht. Diese drückt bei einem drohenden Strömungsabriss die Nase des Flugzeugs automatisch nach unten, auch wenn die Piloten gegensteuern.
Boeing arbeitet an einem Softwareupdate, das die US-Luftfahrtbehörde FAA genehmigen muss. Die Behörde rechnet damit, das endgültige Softwarepaket "in den kommenden Wochen" vorgelegt zu bekommen.
Nach der Veröffentlichung erster Ermittlungsergebnisse zum Boeing-Absturz in Äthiopien am Donnerstag hatte Boeing einen weiteren Softwarefehler bei dem Flugzeugtyp 737 MAX eingeräumt. Es handle sich um ein "Element der Software, das korrigiert werden muss", sagte ein Sprecher des Flugzeugbauers. Es bestehe keinerlei Verbindung zum Trimmsystem MCAS, versicherte er. Boeing habe bereits "die Lösung" gefunden.
Nach den vom äthiopischen Verkehrsministerium vorgestellten Ermittlungsergebnissen hatten die Piloten der Boeing-Unglücksmaschine kurz vor dem Absturz sämtliche Notfallanweisungen des Herstellers befolgt - die Kontrolle über das Flugzeug aber dennoch nicht zurückerlangen können.
Dem neuen Gremium zur Überarbeitung der firmeninternen Strategie sollen nur Mitglieder des eigenen Verwaltungsrats und keine externen oder unabhängigen Experten angehören. Am 24. April will Boeing seine Quartalsergebnisse vorstellen.
(Y.Ignatiev--DTZ)