Tierschutzbund steigt aus Klöckners Beraterrunde zur Nutztierhaltung aus
Der Deutsche Tierschutzbund ist aus einer vom Landwirtschaftsministerium ins Leben gerufenen Beraterrunde zur Nutztierhaltung ausgestiegen. "Jetzt braucht es politischen Willen und Tatendrang, etwas voranzubringen, aber keine neuen, grundsätzlichen Diskussionsrunden", heißt es in einem Absageschreiben von Verbandspräsident Thomas Schröder an Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU). Klöckner habe nicht verstanden, "wie dringlich der Handlungsbedarf ist". Zuspruch bekam Schröder von den Grünen.
Klöckner hatte Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft zur Teilnahme am "Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung" eingeladen, um sich bei der Umsetzung ihrer Nutztierstrategie unterstützen zu lassen. Geleitet wird das Beratergremium von dem früheren Landwirtschaftsminister Jochen Borchert (CDU). Am Montag traf sich das Netzwerk zur konstituierenden Sitzung in Bonn. Über den Rückzug des Tierschutzbundes hatte zunächst die "Neue Osnabrücker Zeitung" berichtet.
Sie wolle mit ihrer Nutztierstrategie "das Tierwohl verbessern und die negativen Auswirkungen auf die Umwelt deutlich vermindern", heißt es in Klöckners Einladung an die Teilnehmer. Auf der Liste der Mitglieder stehen neben Vertretern aus sechs Bundesländern unter anderem auch Forscher der Universitäten Göttingen und Berlin, Tierhalter, der Deutsche Bauernverband, der Raiffeisenverband sowie Verbraucherschützer. Nach der Absage des Tierschutzbunds sind allerdings außer der Bundestierärztekammer nun keine Experten für Tierschutz mehr an Bord.
Es gebe bereits ausreichend Vorschläge, um die Tierhaltung in Deutschland zu verbessern, begründete Schröder nun die Absage an "neue Diskussionsrunden". Er warf Klöckner auch vor, "keine konkreten Ziele oder Visionen" zu definieren. "Das ist alles nebulös geblieben." Das Gremium sei zudem nicht-paritätisch besetzt und nur beratend tätig. Nicht zuletzt sei die Benennung des 78-jährigen früheren Ministers Borchert zum Vorsitzenden "nicht gerade ein Signal des Aufbruchs und der Innovation".
Die Grünen-Agrarexpertin Renate Künast begrüßte die Entscheidung des Tierschutzbunds "nicht als Deckmantel für den Tierschutz herzuhalten". "Die Fakten liegen auf dem Tisch, die Ministerin muss jetzt die Richtung vorgeben", sagte Künast AFP. Anstelle einer weiteren Beratungskommission sei ein konkreter Tierschutzaktionsplan nötig. Wer bäuerliche Landwirtschaft erhalten wolle, müsse jetzt einen Zeitplan für den Umbau der Tierhaltung aufstellen.
(W.Uljanov--DTZ)