Hunderte Lkw fahren mit defekter oder manipulierter Abgasreinigung durch Deutschland
Hunderte Lastwagen mit defekter oder manipulierter Abgasanlage fahren durch Deutschland. Kontrolleure beanstandeten im vergangenen Jahr bei 311 von gut 13.000 Lkw die Abgasreinigung, wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf Anfrage der Grünen hervorgeht. Der verkehrspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Stephan Kühn, spricht von "systematischem Abgasbetrug". Er "gefährdet unsere Gesundheit und sorgt für erhebliche Mautausfälle". Das Bundesverkehrsministerium müsse deutlich mehr kontrollieren.
Seit August 2018 entdeckten die Kontrolleure laut Antwort der Regierung 48 defekte und 84 manipulierte Harnstoff-Katalysatoren in Lkw. Diese Systeme binden das gesundheitsschädliche Stickstoffdioxid aus den Dieselabgasen - sofern sie funktionieren.
Der Betrug könnte noch deutlich verbreiteter sein: "Insgesamt werden die Bauteile zur Durchführung einer Manipulation durch die fortschreitende Entwicklung und den steigenden Kontrolldruck aufwendiger, kleiner und damit einhergehend schwieriger aufzufinden", teilte das Verkehrsministerium auf Anfrage Kühns mit. Um künftig mehr Umweltsünder zu erwischen, fordert der Grünen-Politiker "dringend bessere Prüfgeräte, zum Beispiel zur Abgasmessung im Vorbeifahren, um betroffene Lkw gezielt aus dem Verkehr zu ziehen".
Für die Betrüger lohnt sich der Einbau der Schummelgeräte gleich doppelt: Zum einen verbraucht eine manipulierte Abgasreinigung deutlich weniger Harnstoff, zum anderen müssen die Spediteure weniger Maut für die offiziell sauberen Fahrzeuge zahlen. Wegen mangelhafter Abgasanlagen forderten die Behörden den Angaben zufolge seit 2016 Mautzahlungen rund 1,2 Millionen Euro nach und verhängten Bußgelder von rund 370.000 Euro.
Von Manipulation und Defekten der Abgasreinigung sind dabei vor allem ausländische Lkw betroffen. Während die Kontrolleure im gesamten Jahr 2018 bei 3,1 Prozent der Abgaskontrollen bei ausländischen Lkw etwas beanstandeten, waren es bei deutschen Lkw nur 0,3 Prozent.
(Y.Ignatiev--DTZ)