Strompreise für Verbraucher auf neuem Rekordhoch
Privathaushalte in Deutschland müssen für eine Kilowattstunde Strom so viel bezahlen wie noch nie. Nach Berechnungen des Vergleichsportals Verivox bedeutet dies für einen Drei-Personen-Haushalt mit einem Verbrauch von 4000 Kilowattstunden pro Jahr eine Teuerung von etwa 60 Euro im Jahr. Für die kommenden Monate wird ein weiterer Anstieg erwartet.
Verivox zufolge erreichen die Strompreise aktuell im bundesweiten Durchschnitt 29,42 Cent pro Kilowattstunde - und damit den höchsten Stand jemals. Zwei Drittel der 826 Grundversorger hätten im Januar, Februar und März die Strompreise um durchschnittlich fünf Prozent erhöht, erklärte das Portal am Montag.
Laut dem Portal Check24 haben in diesem Jahr 607 Stromgrundversorger Preiserhöhungen bereits vollzogen oder angekündigt. Der Anstieg beträgt dabei durchschnittlich 5,2 Prozent. Von den Preiserhöhungen seien rund 6,8 Millionen Haushalte betroffen, erklärte das Portal.
Als Grund für den Preisanstieg nennen viele Versorger den deutlich höheren Kostendruck durch gestiegene Beschaffungskosten, die sie dann an die Kunden weiterreichen.
Außerdem haben Steuern, Abgaben und Umlagen mit 54 Prozent einen großen Anteil am Strompreis. Hierunter fällt beispielsweise die EEG-Umlage, über die Verbraucher die Energiewende finanzieren sollen. Sie war zuletzt leicht von 6,8 Cent auf 6,4 Cent je Kilowattstunde gesenkt worden. Hinzu kommen die sogenannten Netzentgelte, also die Kosten für die Netzinfrastruktur, die rund ein Viertel des Strompreises ausmachen.
Verbraucher müssten sich "auch mittel- bis langfristig auf weiter steigende Strompreise einstellen", sagte Energieexperte Valerian Vogel von Verivox. "Ein Anbieterwechsel kann die Kostenlast zumindest abfedern."
Der parlamentarische Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Thomas Bareiß (CDU), führte den drastischen Anstieg auf den Ausbau von erneuerbaren Energien zurück. "Jeder muss erkennen, dass diese große Energiewende einfach auch Geld kostet", sagte er im Radioprogramm SWR Aktuell. "Man hat einfach diese Aufgaben unterschätzt. Wenn wir weiterhin erneuerbare Energien ausbauen wollen, wird es wieder teurer werden."
Einen weiteren Kostentreiber beim Strompreis sieht Bareiß im Netzausbau, etwa bei den dringend benötigten Stromautobahnen vom Norden in den Süden Deutschlands. Eine Gegenbewegung sei allenfalls langfristig zu erwarten.
Das Vorgehen, über die EEG-Umlage die Privathaushalte an den Kosten für die Energiewende zu beteiligen, verteidigte Bareiß. "Die ursprüngliche Idee, dass der Verbraucher die EEG-Umlage zahlt, ist der richtige Ansatz." Er verwies auf die dadurch gewonnene Transparenz: "Dadurch weiß auch jeder, was der Ausbau von Energie kostet."
Verbraucherschützer riefen unterdessen die Bundesregierung dazu auf, die gesetzlichen Regelungen für die Energiepreise zu ändern. Für die aktuellen Preissteigerungen seien zwar auch die erhöhten Großhandelsstrompreise verantwortlich, sagte der Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv), Klaus Müller, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND, Dienstagsausgaben).
"Nach wie vor sorgen allerdings hauptsächlich die hohen Netzentgelte, die EEG-Umlage sowie verschiedene Abgaben und Steuern für die zu hohen Strompreise", sagte Müller. "Die Bundesregierung muss endlich handeln und eine Strompreisreform angehen."
Kernpunkte müssten dabei die weitgehende Abschaffung der Stromsteuer, die Finanzierung der Industrieausnahmen am EEG aus Steuermitteln und die Streichung der Industrieausnahmen bei den Netzentgelten sein.
(O.Tatarinov--DTZ)