China kündigt auf Druck der USA scharfe Kontrollen der Fentanyl-Produktion an
Im Handelsstreit mit den USA geht China einen weiteren Schritt auf Washington zu: Die Regierung in Peking kündigte am Montag an, sie werde hart gegen die Produktion der gefährlichen Droge Fentanyl durchgreifen. Das sehr starke Opioid ist eigentlich ein Schmerzmittel, hat sich aber in den USA zur Droge mit den meisten tödlichen Überdosen entwickelt. China gilt als größer Produzent der Welt.
Alle von den USA angesprochenen Probleme mit Fentanyl seien "gelöst", sagte der Vize-Chef der chinesischen Anti-Drogen-Kommission, Liu Yuejin, in Peking. Der chinesische Präsident Xi Jinping hatte US-Präsident Donald Trump bei einem Treffen im Dezember versprochen, Fentanyl auf den Index zu setzen. Die Handelsgespräche zwischen China und den USA sollen in dieser Woche in Washington fortgesetzt werden.
Ab Mai werde Fentanyl in allen Zusammensetzungen auf der Liste kontrollierter Substanzen stehen, kündigte Liu an. So sollen Schmuggler daran gehindert werden, die Substanz geringfügig zu ändern und so die Vorschriften zu umgehen. Biomedizin- und Chemiefabriken in Gewerbegebieten sollen vor Ort kontrolliert werden. Online-Informationen über Fentanyl würden "gesäubert", Kommunikationskanäle von Kriminellen geschlossen.
Lieferdienste sollen laut Liu künftig verpflichtet werden, auf den richtigen Absender auf Pakete ins Ausland zu achten; die Zollkontrollen sollen verschärft werden.
Bislang ist es in den USA sehr einfach, Fentanyl aus China zu kaufen: US-Bürger können das Mittel im Internet bestellen, per Kreditkarte zahlen und bekommen es dann per Post, wie aus einem Bericht für den US-Kongress hervorgeht. Die chinesischen Hersteller bieten Fentanyl unter allen möglichen Namen an. Wenn die Regierung ein Produkt verbietet, genügt es, die Rezeptur nur leicht abzuändern und unter neuem Namen auf den Markt zu bringen.
Die angekündigten Maßnahmen seien "große Schritte, die große Folgen haben werden", sagte der ehemalige Chef der US-Antidrogenbehörde DEA, Mike Vigil, der Nachrichtenagentur AFP. China stelle 85 Prozent der synthetischen Schmerzmittel her.
Fentanyl ist 80 bis 100 Mal stärker als Morphium. Schon ein Viertelgramm kann tödlich wirken. 2017 starben in den USA laut offizieller Statistik etwa 28.000 Menschen an einer Überdosis. Zu den prominentesten Opfern zählt der Sänger Prince, der im April 2016 im Alter von 57 Jahren starb. Auch Rockmusiker Tom Petty starb im Oktober 2017 an einer Überdosis Schmerzmittel.
Der Chef der chinesischen Anti-Drogen-Kommission betonte am Montag erneut, China sei nicht verantwortlich für die Opioid-Krise in den USA. Für die "Anschuldigungen" der USA, das meiste Fentanyl komme aus China, "fehlen Beweise", sagte Liu.
Schuld am Missbrauch der Droge seien vielmehr Pharmaindustrie und Ärzte in den USA, die das Mittel "exzessiv" verschrieben. Auch die Kultur des Landes sei verantwortlich, weil die Einnahme von Drogen mit "Freiheit, Individualität und Befreiung" verwechselt werde. "Wenn die USA ihr Drogenproblem wirklich lösen wollen, dann müssen sie zuhause mehr tun."
Auch der ehemalige DEA-Chef Vigil sagte, es werde zwar große Wirkung haben, wenn China den "Zufluss von Fentanyl und anderen synthetischen Schmerzmitteln in die USA" austrockneten. "Aber die Epidemie wird das nicht stoppen."
(A.Stefanowych--DTZ)