Kritik an Fahrradhelmkampagne des Verkehrsministeriums hält an
An der Fahrradhelmkampagne des Bundesverkehrsministeriums hagelt es weiter Kritik: In einem offenen Brief an Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) schrieb die Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) kommunaler Frauenbüros und Gleichstellungsstellen, die "leichtbekleidete Helmkampagne" widerspreche dem gesunden Menschenverstand. Es stelle sich die Frage, weshalb Models in Unterwäsche, "dafür aber mit Helm auf dem Kopf für Sicherheit werben". Bei einem Unfall in dieser Kleidung wäre eine Reihe von Verletzungen programmiert.
"Wir sind nicht gegen Helme", stellte die BAG in ihrem am Freitag veröffentlichten offenen Brief klar. Es gebe allerdings drängendere Probleme bei diesem Thema, etwa "Tempolimit, Dieselfahrverbot und hohe Steuern für SUVs und andere Luftverpester". Auch sichere Radwege und verbindliche Abbiegeassistenten für Lkw seien drängende Fragen, mahnten die Unterzeichnerinnen des offenen Briefs.
Das Verkehrsministerium und der Verkehrssicherheitsrat hatten in Zusammenarbeit mit der Fernsehsendung "Germany’s Next Topmodel" eine 400.000 Euro teure Plakataktion konzipiert. Zu den Motiven gehören auch männliche und weibliche Models in Unterwäsche mit bunten Fahrradhelmen auf dem Kopf. Der Slogan lautet "Looks like shit. But saves my life" ("Sieht scheiße aus. Rettet aber mein Leben"). Die Motive sind seit Anfang der Woche bundesweit im Straßenraum und in den sozialen Medien zu sehen.
Das Ministerium verteidigte die Aktion und erklärte, damit solle die "schwer erreichbare Zielgruppe" der 17- bis 30-Jährigen angesprochen werden, die besonders selten einen Helm tragen. Außerdem gehe es darum, Aufmerksamkeit zu erzeugen.
Dem widersprach die BAG kommunaler Frauen: "Es geht immer auch um Inhalte und Bilder, die vermittelt werden", heißt es in dem Brief. "Der Zweck heiligt nicht die Mittel."
(P.Vasilyevsky--DTZ)