Flugbranche und Regierung stimmen Passagiere auf weitere Probleme im Sommer ein
Spitzenvertreter von Luftfahrtbranche und Bundesregierung haben die Passagiere auf weitere Probleme während der Hauptreisezeit im Sommer eingestimmt. "Wir sind dran, wir sind bemüht", sagte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) am Donnerstag in Hamburg nach einem zweiten Gipfeltreffen. "Aber wir können für den Sommer 2019 nicht alle endlos glücklich machen." Viele Maßnahmen benötigten mehr Zeit.
Angesichts einer zuletzt deutlich gestiegenen Zahl von Verspätungen und Flugausfällen hatten Vertreter von Politik und Luftfahrtbranche vor rund einem halben Jahr auf einem ersten Luftfahrtgipfel 24 Punkte beschlossen, um die Probleme zu beseitigen. Die Herausforderung ist komplex, da viele verschiedene Abläufe an Flughäfen, bei Fluglinien und Flugsicherung dazu beitragen. Als ein Grundproblem gilt das stark gestiegene Passagier- und Flugaufkommen im gesamten deutschen Luftraum.
Bei dem Gespräch am Donnerstag in Hamburg bewerteten die Teilnehmer nun die bisherige Umsetzung. Die bisher ergriffenen Maßnahmen wirkten, reichten aber nicht aus, hieß es. Viele Veränderungen schlügen sich erst mittel- bis langfristig nieder, so etwa bei der Fluglotsenausbildung.
In diesem Sommer werde es "vielleicht etwas besser als letztes Jahr", sagte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) und Chef der Deutschen Flugsicherung (DFS), Klaus-Dieter Scheurle. Es könnten aber nicht alle Kapazitätsprobleme gelöst werden. Er verwies darauf, dass Flughäfen mehr Personal etwa für Bodendienste eingestellt hätten.
Fluglinien hielten darüber hinaus mehr Jets als sogenannte Reserve in Bereitschaft und die Zahl der Fluglotsen in Ausbildung sei auf 122 erhöht worden. Hauptproblem sei jedoch, dass die Zahl der Flüge im deutschen Luftraum im vorigen Jahr um rund 54.000 höher ausgefallen sei als noch wenige Monate vorher prognostiziert. Außerdem werde sie weiter steigen. Die Kapazität des Luftraums stoße an Grenzen.
Nach Angaben von Lufthansa-Vorstandschef Carsten Spohr investierte sein Konzern bereits mehr als 250 Millionen Euro in Maßnahmen, die auf dem ersten Luftfahrtgipfel beschlossen worden waren. Unter anderem seien 600 Mitarbeiter eingestellt worden, darunter 200 Mechaniker, sagte er.
In diesem Sommer wird die Lufthansa nach Spohrs Worten darüber hinaus 37 Flugzeuge als Reserve vorhalten, um den Flugplan zu stabilisieren. Das seien 50 Prozent mehr als im vorigen Jahr.
Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) erklärte, trotz einiger Maßnahmen sei "keine wirkliche Besserung" spürbar. "Verbraucher werden wieder die Leidtragenden sein",kritisierte vzbv-Chef Klaus Müller. "Das muss sich dringend ändern."
Bisher sei "noch nicht sonderlich viel passiert", kritisierte auch FDP-Fraktionsvize Frank Sitta. Millionen Fluggäste, die eine Flugreise in diesen Sommerferien geplant hätten, erwarteten von der Bundesregierung, dass sie etwa bei der im Koalitionsvertrag vereinbarten Neustrukturierung der Passagierkontrollen "nun endlich vorankommt".
(Y.Ignatiev--DTZ)