Deutsche Tageszeitung - Ryanair-Flugbegleiter bekommen Tarifvertrag nach deutschem Arbeitsrecht

Ryanair-Flugbegleiter bekommen Tarifvertrag nach deutschem Arbeitsrecht


Ryanair-Flugbegleiter bekommen Tarifvertrag nach deutschem Arbeitsrecht
Ryanair-Flugbegleiter bekommen Tarifvertrag nach deutschem Arbeitsrecht / Foto: ©

Nach der Einigung im Tarifstreit mit Ryanair im vergangenen Jahr haben die Gewerkschaft Verdi und die irische Billigfluggesellschaft nun einen Tarifvertrag unterzeichnet. Es sei "ein großer Erfolg", dass für die rund 1100 Flugbegleiter bei Ryanair in Deutschland nun "erstmals deutsches Arbeits- und Sozialrecht" angewendet werde, erklärte Verdi am Mittwoch. Dadurch gelte für die Beschäftigten nun der deutsche Kündigungsschutz und sie erhielten unter anderem Lohnfortzahlungen im Krankheitsfall.

Textgröße ändern:

"Das ist ein großer Etappensieg, den wir vor allem durch den Mut der Beschäftigten erreicht haben, die trotz starker Repressalien gestreikt und für ihre Forderungen hart gekämpft haben", erklärte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Christine Behle. "Mit diesem Gesamtpaket konnten wir die extrem prekären Arbeitsbedingungen stoppen."

Die Verdi-Mitglieder hatten bereits im vergangenen November eine Einigung der Gewerkschaft mit Ryanair auf Eckpunkte für einen Tarifvertrag abgesegnet. Im Tarifkonflikt mit der Fluggesellschaft, die immer wieder für ihre Arbeitsbedingungen kritisiert worden war, hatte Verdi zuvor wiederholt zu Warnstreiks aufgerufen. Dieser erste Tarifvertrag für die Flugbegleiter bei Ryanair in Deutschland betrifft nach Angaben der Gewerkschaft nun sowohl die fest angestellten Beschäftigten als auch die Leiharbeitnehmer.

Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit von November 2018 bis Ende März 2021. Darin enthalten ist auch mehr Geld für die Beschäftigten: Vorgesehen ist unter anderem eine Erhöhung des Grundgehalts um 600 Euro sowie eine Mindeststundengarantie von 600 Stunden im Jahr für alle Flugbegleiter.

Wermutstropfen bleiben allerdings weiterhin die Verhandlungen um Betriebsratsstrukturen. Zwar garantiert eine von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) im vergangenen Jahr vorangetriebene und im Dezember beschlossene Änderung des Betriebsverfassungsgesetzes dem Kabinenpersonal bei Flugunternehmen garantiert, dass sie Betriebsräte gründen können.

Jetzt versuche Ryanair allerdings "erneut, sich der Verantwortung zu entziehen", kritisierte Behle. Das Unternehmen argumentiere damit, keinen Betrieb in Deutschland zu haben. Verdi akzeptiere diese Argumentation keinesfalls. Ryanair müsse erkennen, dass Mitbestimmung ein "wirtschaftsdemokratischer Grundpfeiler in Deutschland ist", betonte die Gewerkschaft.

Die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Beate Müller-Gemmeke, begrüßte die Unterzeichnung des Tarifvertrags. "Der lange Atem hat sich gelohnt", erklärte sie. Zugleich forderte sie, dass Ryanair auch Betriebsratsstrukturen zulassen müsse "und sich nicht mit juristischen Tricks aus der Verantwortung stehlen" dürfe. Auch aus Sicht des Unternehmens sei die Mitbestimmung von Vorteil - denn ein Unternehmen sei "nur gemeinsam mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern langfristig erfolgreich".

Der Linken-Politiker Pascal Meiser sprach von einem "Meilenstein im Kampf gegen das Lohndumping im Luftverkehr". Allerdings müsse Ryanair "endlich seine Blockade bei der Bildung von Betriebsräten aufgeben".

(Y.Ignatiev--DTZ)

Empfohlen

Heil warnt vor wachsenden Anfeindungen gegen Menschen mit Behinderungen

Bundessozialminister Hubertus Heil (SPD) hat vor wachsenden Anfeindungen gegenüber Menschen mit Behinderungen gewarnt. "Der Ton wird wieder rauer gegenüber Menschen, die nicht einer vermeintlichen Norm entsprechen", sagte Heil am Montag bei einem Festakt zum 30-jährigen Jahrestag der Aufnahme des Behindertenschutzes ins Grundgesetz. Eine "wirklich inklusive Gesellschaft" bleibe nach wie vor "alltägliche Aufgabe", sagte der Minister. Dies sei auch "unsere Pflicht als Demokraten".

Habeck bietet frei werdende Mittel für Intel-Fabrik zur Haushaltssanierung an

Im Streit um die Wirtschafts- und Haushaltspolitik hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) angeboten, die frei werdenden Mittel für die Intel-Chipfabrik in Magdeburg zu nutzen, um Löcher im Bundeshaushalt zu stopfen. Die Milliarden seien eigentlich im Klima- und Transformationsfonds (KTF) dafür vorgesehen, die Wirtschaft unterstützen zu können - jetzt aber sei es "selbstverständlich", dass wir einen Beitrag leisten, um die Haushaltslücke zu reduzieren, sagte Habeck am Montag in Berlin.

IG Metall: "Massiver" Warnstreik bei Mercedes-Benz in Sindelfingen

Bei Mercedes-Benz in Sindelfingen sind nach Angaben der IG Metall tausende Menschen ihrem Streikaufruf gefolgt. Rund 10.000 Beschäftigte hätten um 8.30 Uhr die Arbeit niedergelegt, erklärte die Gewerkschaft am Montag. Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wollen den Druck auf die Unternehmen in der laufenden Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie weiter erhöhen. Täglich wird bundesweit in verschiedenen Betrieben gestreikt.

Thalia übernimmt Online-Buchhändler buecher.de

Deutschlands größtes Buchhandelsunternehmen Thalia übernimmt mit sofortiger Wirkung den Online-Buchhändler buecher.de. Das Bundeskartellamt gab am Montag grünes Licht, auch der Gläubigerausschuss des insolventen Onlinehändlers stimmte der Übernahme zu, wie beide Unternehmen mitteilten. Die 34 Beschäftigten von buecher.de würden zu unveränderten Konditionen übernommen. Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden.

Textgröße ändern: