Entschädigungsportal: Ansprüche wegen Flugverspätungen mehr als verdoppelt
Verspätungen und Flugausfälle sind in den vergangenen Jahren laut dem Entschädigungsdienstleister Airhelp "unverhältnismäßig stark" gestiegen. Demnach ist die Zahl der Passagierflüge in Deutschland zwischen 2016 und 2018 um fünf Prozent gestiegen - die Zahl der Verspätungen und Ausfälle aber um 55 Prozent. Die Anzahl der Flugpassagiere mit Entschädigungsanspruch hat sich gar verdoppelt.
Laut den am Mittwoch von Airhelp veröffentlichten Zahlen gab es in Deutschland 2016 insgesamt 924.700 Flüge, von denen 156.800 mindestens 15 Minuten verspätet waren. 2018 gab es insgesamt 973.400 Flüge - die Zahl der Verspätungen stieg aber auf 242.100.
Allerdings haben Flugreisende nicht bei jeder Verspätung Anspruch auf Entschädigung. Diese gibt es nur, wenn ein Flug mindestens drei Stunden später landet als geplant oder gleich ganz ausfällt - und die Fluggesellschaft dafür verantwortlich ist. Das sind solche Verspätungen, die nicht durch Wetter oder andere außergewöhnliche Umstände verursacht wurden.
Die Zahl solcher Verspätungen ist laut Airhelp "drastisch" angestiegen. Gab es 2016 rund 8000 ausgefallene oder mehr als drei Stunden verspätete Flüge im Verantwortungsbereich der Airlines, waren es 2018 mehr als 15.000. Betroffene Passagiere haben dank einer EU-Richtlinie Anspruch auf eine Entschädigungen in Höhe von bis zu 600 Euro pro Person, abhängig von der Flugstrecke.
Vergangenes Jahr hatten laut Airhelp fast 1,96 Millionen Passagiere Entschädigungsansprüche. 2016 waren es mit rund 956.000 noch eine Million weniger. Eine der Ursachen für den Anstieg ist laut Laura Kauczynski von Airhelp die Insolvenz der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft Air Berlin. Im Zuge dessen hätten sich einige Airlines "im großen Stil die vakant gewordenen Start- und Landerechte an Flughäfen" gesichert, "ohne die nötigen Maschinen samt Besatzung zur Verfügung zu haben".
Der für Donnerstag angesetzte zweite Luftfahrtgipfel mit Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) und Branchenspitzen ist laut Kauczynski "ein richtiger Schritt". Die beim ersten Gipfel im Oktober beschlossenen Maßnahmen "können die aktuelle Situation jedoch noch nicht lösen". Kauczynski erklärte: "Mögliche Maßnahmen wären beispielsweise die Entzerrung enger Flugpläne sowie die Förderung von weiblichen Piloten, um dem zunehmenden Pilotenmangel zu begegnen." Aktuell betrage der Frauenanteil unter Piloten nämlich noch immer bei keiner Airline weltweit über acht Prozent.
(N.Loginovsky--DTZ)