Kurse von Deutscher Bank und Commerzbank legen beflügelt durch Fusionsgespräche zu
Beflügelt von einer möglichen Fusion haben die Börsenkurse der beiden größten deutschen Banken am Montag deutlich zugelegt. Die Aktie der Deutschen Bank legte am Vormittag um rund 3,5 Prozent zu, das Papier der Commerzbank stand sogar bei einem Plus von rund 6,6 Prozent. Der Chef der Monopolkommission, Achim Wambach, warnte hingegen, die mögliche neue Bank könne wegen ihrer Größe zu einem Systemrisiko werden.
Das Papier der Deutschen Bank stand am Vormittag bei 8,09 Euro, damit gewann die Aktie des größten deutschen Finanzinstituts seit Beginn des Jahres rund 16 Prozent an Wert. Bei der Commerzbank waren es in diesem Zeitraum sogar rund 32 Prozent, das Papier stand bei 7,62 Euro.
Die beiden Banken hatten am Sonntag erklärt, "ergebnisoffene Gespräche über einen eventuellen Zusammenschluss aufzunehmen". Die Sondierungsgespräche würden "eine Weile brauchen", hieß es von Seiten der Deutschen Bank. Eine Gewähr, dass es zu einer Transaktion komme, gebe es nicht.
Die Monopolkommission erwartet zwar keine Wettbewerbsprobleme durch die mögliche Fusion: "Einiges deutet darauf hin, dass die Kartellbehörden den Zusammenschluss, gegebenenfalls unter Auflagen, freigeben würden", sagte Wambach der "Rheinischen Post". Die Geschäftsfelder der beiden Banken überschnitten sich entweder nur gering oder seien "spürbarem Wettbewerb ausgesetzt - auch noch nach einer möglichen Fusion".
Durch den Zusammenschluss entstehe allerdings möglicherweise eine neue Bedrohung für die Finanzwelt, "nämlich durch einen Anstieg des Systemrisikos", sagte Wambach, der auch Chef des Wirtschaftsinstituts ZEW ist. Die Finanzkrise habe deutlich gemacht, dass große Banken nicht ohne weiteres abgewickelt werden könnten und gegebenenfalls vom Staat gerettet werden müssten.
Das Finanzministerium verwies darauf, dass es sich bei der möglichen Fusion um eine Entscheidung zweier privatwirtschaftlicher Unternehmen handle. Das Ministerium nehme das "zur Kenntnis", sagte ein Sprecher. Finanzminister Olaf Scholz (SPD) habe immer darauf hingewiesen, "dass es einen leistungsfähigen Finanzsektor braucht".
Der Chef des Kanzleramts, Helge Braun (CDU), sagte bei einer Veranstaltung der "Bild"-Zeitung in Berlin, die Regierung schaue "natürlich auf die Zukunft der Arbeitsplätze, um die es geht". Eine Regierung sei "bei einem Vorhaben dieser Größenordnung nie passiv", versicherte der Kanzleramtschef. In den nächsten Wochen werde die Bundesregierung die Fusionsgespräche aber zunächst in Ruhe abwarten. "Und dann werden wir auch als Anteilseigner natürlich die Entscheidung treffen." Der Bund hält einen Anteil von gut 15 Prozent an der Commerzbank.
Die Gewerkschaft Verdi warnte vor massiven Jobverlusten durch die mögliche Fusion. "Wir müssten leider davon ausgehen, dass in so einem Szenario - das wir ganz klar ablehnen - akut 10.000 Arbeitsplätze, auf lange Sicht bis zu 30.000 Arbeitsplätze vor allem in Deutschland gefährdet wären", sagte Jan Duscheck von Verdi dem Sender n-tv.
Verdi-Chef Frank Bsirske sagte dazu in Berlin, er sehe in einer Fusion "überwiegend mehr Probleme als einen Beitrag zur Lösung von Problemen". Er als Gewerkschaftschef stehe dem Projekt "mehr als skeptisch" gegenüber und werde den Prozess kritisch begleiten.
Das Wirtschaftsforum der SPD begrüßte die Gespräche. "Die deutsche Wirtschaft braucht ein global operierendes Bankhaus, das in der Topliga der international führenden Banken mitspielt", erklärte Harald Christ, Mitglied im Präsidium des Wirtschaftsforums.
Der Bundesverband der Deutschen Industrie erklärte ebenfalls, Deutschland brauche "auch künftig starke heimische Banken" - die Gespräche müssten aber mit offenem Ergebnis geführt werden. Nur wenn die Fusion zu einer "stärkeren Institution" führe, sei das zielführend.
(L.Møller--DTZ)