Deutsche Bank und Commerzbank starten Gespräche über mögliche Fusion
Die beiden größten deutschen Privatbanken, Deutsche Bank und Commerzbank, nehmen Gespräche über eine mögliche Fusion auf. Die Banken verständigten sich am Sonntag darauf, "ergebnisoffene Gespräche über einen eventuellen Zusammenschluss aufzunehmen", wie es in einer Mitteilung hieß. Über einen Zusammenschluss der beiden Frankfurter Geldhäuser wurde seit Monaten spekuliert.
Die Deutsche Bank teilte mit, der Vorstand habe beschlossen, "strategische Optionen zu prüfen". Diese würden dann daraufhin bewertet, "ob sie Wachstum und Profitabilität der Bank stärken". Weiter hieß es: "Es gibt keine Gewähr, dass es zu einer Transaktion kommt." Die Vorstände beider Banken hatten schon seit geraumer Zeit im kleinen Kreis beraten, ob die Geldhäuser zusammenpassen könnten.
Das Bundesfinanzministerium erklärte, es nehme die Entscheidung der beiden Privatbanken zur Kenntnis. "Wir stehen mit allen Beteiligten regelmäßig in Kontakt", hieß es.
Die Deutsche Bank informierte einem Bericht zufolge ihre Mitarbeiter am Sonntag. "Die Konsolidierung der Bankenbranche in Deutschland und Europa ist für uns ein wichtiges Thema", zitierte die "Welt" (Montagsausgabe) aus einem Schreiben von Vorstandschef Christian Sewing. "Wir müssen prüfen, wie wir sie mitgestalten wollen."
Der Vorstand werde deshalb die Möglichkeiten, die sich böten, sorgfältig prüfen, schrieb Sewing demnach weiter. "Zum jetzigen Zeitpunkt steht keineswegs fest, ob es überhaupt zu einer Transaktion kommen wird." Die Erfahrungen zeigten, "dass es viele wirtschaftliche und technische Gründe geben kann, die einem solchen Schritt entgegenstehen können".
FDP-Chef Christian Lindner begrüßte die Fusionspläne. "Deutschland braucht eine starke Privatbank. Allein waren Deutsche Bank und Commerzbank das nicht mehr", sagte er der "Bild"-Zeitung (Montagsausgabe). Es müsse jetzt "anhand konkreter Konzepte" geprüft werden, ob eine Fusion sinnvoll sei. Diese müsse aber durch die Eigentümer geschehen. "Eine vom Staat eingefädelte Zwangsfusion wäre weder für Kunden noch für Eigentümer gut", warnte Lindner vor zu großer Einmischung seitens der Bundesregierung.
Kritik kam von der Linken. "Zwei kranke Truthähne ergeben keinen Adler", erklärte Fraktionsvize Fabio De Masi. Finanzminister Olaf Scholz (SPD) habe die beiden Banken "in eine Fusion geredet". Scholz wolle eine "Megabank" schaffen, die "noch weniger abwicklungsfähig ist und daher auf den Schultern der Steuerzahler lastet". Eine Bank, für die Steuerzahler hafteten, sei attraktiv für Investoren, aber ein Sicherheitsrisiko für die Wirtschaft und Bevölkerung, kritisierte De Masi.
Berichten zufolge soll im Vorfeld Druck aus der Politik gekommen sein, in Deutschland Großbanken zu etablieren, die sich gegen Konkurrenz aus China und den USA durchsetzen können. Finanzminister Olaf Scholz (SPD) hatte im vergangenen Jahr beklagt, hiesige Banken hätten nicht mehr die "Größenordnung und die Globalität", die notwendig sei, um Unternehmen bei ihren Geschäften weltweit zu begleiten. Der Bund hält einen Anteil von 15,6 Prozent an der Commerzbank.
Die Gewerkschaften warnen dagegen vor einem möglichen Zusammenschluss der Banken, sie befürchten massiven Stellenabbau. Durch eine Fusion entstehe kein "nationaler Champion", weil beide Banken bereits jetzt alle Anforderungen der deutschen Wirtschaft erfüllen könnten, erklärte die Gewerkschaft Verdi kürzlich.
(Y.Ignatiev--DTZ)