Gehaltslücke zwischen Männern und Frauen in Süddeutschland besonders groß
Die Gehaltslücke zwischen Männern und Frauen ist in Süddeutschland besonders groß. Laut einer aktuellen Auswertung der Hans-Böckler-Stiftung verdienen weibliche Arbeitnehmer in Baden-Württemberg durchschnittlich 22,7 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. In Brandenburg betrage der Abstand dagegen 14,9 Prozent. Für Gesamtdeutschland beträgt der Unterschied demnach 21 Prozent.
Der Unterschied lasse sich dadurch erklären, dass das Verarbeitende Gewerbe in Süddeutschland besonders stark verankert sei. Die gut bezahlten Jobs insbesondere in der Automobilindustrie besetzten immer noch überwiegend Männer. "Bei den Löhnen hinken die sozialen Berufe, in denen Frauen deutlich überrepräsentiert sind, oft hinterher", erklärte Malte Lübker, Experte für Tarif- und Einkommensanalysen. 75 Prozent der Erzieher seien weiblich.
Dass die Gehaltslücke im Osten kleiner ausfällt, liege nicht an besonders guten Löhnen für Frauen. Vielmehr verdienten Männer in Ostdeutschland deutlich schlechter als im Westen, heißt es. Zudem arbeiteten wegen der besseren Kinderbetreuung mehr ostdeutsche Frauen in Vollzeit. "Teilzeit und längere Arbeitszeiten werden in den Betrieben abgestraft", erklärte Yvonne Lott, Expertin für Arbeitszeitforschung.
Frauen seien davon stärker betroffen, weil diese immer noch den größten Anteil an Haus- und Sorgearbeit ausübten. Dies führe dazu, dass Frauen weniger verdienen, auch wenn sie in vermeintlichen Männerberufen arbeiteten. So verdienen Versicherungskauffrauen laut der Auswertung im Schnitt 21 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen.
Viele Frauen tauschen laut Lott Geld und Karrierechancen gegen eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Sie wechselten häufiger als Männer in schlechter bezahlte und weniger anspruchsvolle Jobs, um zeitlich flexibler zu sein. Deswegen müsse die Familienpolitik eine verlässliche Kinderbetreuung ausbauen und die partnerschaftliche Arbeitsteilung fördern. Das Ehegattensplitting schaffe dagegen für verheiratete Frauen Fehlanreize und müsse überdacht werden.
Für die Studie zum Eqal Pay Day kommende Woche wertete das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut der Hans-Böckler-Stiftung die Angaben von rund 300.000 Beschäftigten aus. Die Umfrage ist nicht repräsentativ. Aufgrund der hohen Fallzahlen liefert sie demnach aber detaillierte Einblicke in die tatsächlich gezahlten Entgelte.
(Y.Ignatiev--DTZ)