IG Metall: 66.000 VW-Beschäftigte demonstrieren gegen Sparpläne
Rund 66.000 Beschäftigte von Volkswagen haben nach Gewerkschaftsangaben am Montag lautstark gegen die Sparpläne des Konzerns demonstriert. Allein am Stammwerk in Wolfsburg versammelten sich 35.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wie die IG Metall mitteilte. In der Nacht zum Sonntag war die Friedenspflicht in der diesjährigen Tarifrunde ausgelaufen.
"Wer Werksschließungen und Kündigungswellen als einzigen potenziellen Ausweg präsentiert, zeigt nicht nur fehlende Kreativität, sondern auch fehlenden Mut, die Zukunft aktiv zu gestalten", rief IG-Metall-Verhandlungsführer Thorsten Gröger bei der Kundgebung vor dem VW-Markenhochhaus. Die Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats, Daniela Cavallo, forderte "Bewegung" von der Geschäftsleitung. "Verantwortung für einen Verhandlungskompromiss gelingt immer nur, wenn sich beide Seiten aufeinander zu bewegen", sagte sie.
"Wir sind streikbereit!" war auf Plakaten in Wolfsburg, Hannover oder Zwickau zu lesen. Laut IG Metall beteiligten sich in Kassel 7000 Beschäftigte und in Hannover, Braunschweig und Zwickau jeweils 5000 Menschen an den Warnstreiks. Auch in Emden, Salzgitter, Chemnitz und Dresden wurde die Arbeit zeitweise niedergelegt. Ausgenommen war allein das Werk in Osnabrück; dort gibt es einen anderen Tarifvertrag.
Volkswagen hat einen harten Sparkurs mit Werksschließungen, Stellenabbau und Lohnkürzungen angekündigt. Bis zu drei Werke in Deutschland könnte der Hersteller dichtmachen - es wären die ersten Werksschließungen in der 87-jährigen Geschichte des Unternehmens. Der VW-Konzern mit seinen insgesamt zehn Marken beschäftigt rund 300.000 Menschen in Deutschland; rund 120.000 davon arbeiten bei der Marke VW, die am tiefsten in der Krise steckt.
Gewerkschaft und Betriebsrat legten einen "Zukunftsplan" vor - er sieht Gehaltssteigerungen vor, die aber nicht ausgezahlt werden, sondern in einen Fonds für Finanzierung von eventuell nötigen Arbeitszeitkürzungen fließen sollen. Volkswagen hatte den Plan am Freitag zurückgewiesen - er führe "zu keiner finanziellen nachhaltigen Entlastung des Unternehmens in den kommenden Jahren".
Betriebsratschefin Cavallo forderte am Montag von den Aktionären des Unternehmens einen größeren Beitrag zur Bewältigung der Krise: "Wir verlangen, dass alle ihren Beitrag leisten." Sie lobte die Einstellung des zweitgrößten Volkswagen-Aktionärs, dem Land Niedersachsen. Ministerpräsident und VW-Aufsichtsrat Stephan Weil (SPD) habe klar gemacht, dass die Dividende für das Land nicht entscheidend sei. "Meine Erwartungshaltung ist, dass diese Einstellung auch bei den anderen Hauptaktionären vorhanden ist."
Die IG Metall setzte zunächst nur einen Warnstreiktag an. Am Mittwoch steht in Wolfsburg eine Betriebsversammlung an, zu der in diesem Jahr auch Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) erwartet wird. Am 9. Dezember, also am kommenden Montag, werden dann die Tarifverhandlungen fortgesetzt. Betriebsratschefin Cavallo erklärte in Wolfsburg: "Diese Verhandlungsrunde Anfang nächster Woche dürfte eine Weichenstellung bringen: Annäherung oder Eskalation?"
(A.Stefanowych--DTZ)